1-1 von der Flügelposition

 Lehrprobe B- Lizenz

Technik: Angriff 1-1 (Flügel)

Taktik: Transitionangriff Überzahl 3-2

 

Prüfungslehrgang des DBB
am 06.09.03 in Mainz
Demoteam: männliche U18/U20

 1. Sachanalyse

1.1. Angriff 1 – 1 (Flügel)

 

Das 1 gegen 1 ist die Grundlage eines jeden Sportspieles. Beginn und Ende einer jeden

 

Offensiv- oder Defensivaktion einer Mannschaft muß durch eine 1 gegen 1 Situation gelöst werden. Das heißt, die Grundlage für weitere gruppen- und mannschaftstaktische Maßnahmen ist die Qualität der individuellen technischen und taktischen Fertigkeiten. Dabei ist die Offense, sowie auch die Defense, zu schulen.

 

Man unterscheidet die Techniken des 1-1 für die verschiedenen Spielerpositionen:

 

Aufbau (Penetration, 1-1 aus dem Dribbling)
Flügel (Facing, 1-1 mit Gesicht zum Korb)
Center (Posting up, 1-1 mit dem Rücken zum Korb)

 

Jedes 1-1 beginnt mit dem Freilaufen, das nach dem Prinzip „vom Ball weg, zum Ball hin“ geschieht. Dabei wird mit Finten, Tempo- und Richtungswechseln gearbeitet. Es gibt zwei Möglichkeiten sich freizulaufen (1-1 ohne Ball):

 

freilaufen zum Ball (bei Einwurf, Pressverteidigung, etc.)
freilaufen in den Raum (zum Korb, Wurfposition, etc.)

 

Entscheidend beim Fangen des Balles ist nun die Stopptechnik (1- und 2- Kontaktstopp) des Spielers. Wobei die Technik des 1- Kontaktstopps die Möglichkeit für den Kreuzschritt in beide Richtungen ermöglicht, der 2- Kontaktstopp aber stabiler, wettkampfnäher ist.

 

Ist der Spieler nun in Ballbesitz, ist er in der sogenannten „tripple- threat- position“ (dreifach Bedrohung) und hat die drei Handlungsmöglichkeiten Wurf, Penetration, Pass.

 

Die individualtaktischen Lösungen bleiben für alle Positionen gleich (read the defense):

 

steht der Verteidiger zu dicht: Penetration
steht der Verteidiger zu weit weg: Wurf oder Wurffinte mit Anschlußhandlung
gibt Dir der Verteidiger eine Seite: greif das starke (vordere) Bein an (verstärke ihn mit Finten)

 

 

 

Für die Penetration (Durchbruch zum Korb) nach dem Sternschritt (facing), gibt es zwei Auftaktschrittvarianten:

 

den Kreuzschritt (Spielbein kreuzt über das Standbein, Dribbling auf Innenseite SB)
Passgang (Spielbein geht in Spielbeinrichtung los, Dribbling auf der Außenseite SB)

 

Dabei ist zu sagen, dass der Kreuzschritt selten als Schrittfehler gepfiffen wird, sehr raumgreifend ist und sich der Ball mit dem Körper schützen lässt. Beim Passgang ist die Gefahr der Ahndung von Schrittfehlern sehr groß, der Ball kann nicht mit dem Körper geschützt werden und es wird kaum an Raum gewonnen.

 

An diese Auftaktschritte können nun verschiedene Bewegungen angeschlossen werden, wie:

 

Korbleger, Power- move, Handwechsel anschl. Abschluß, Wurf (Jump- penetration), etc.

 

Vor dem Auftaktschritt und danach ist es immer enorm wichtig mit glaubwürdigen Finten zu arbeiten.

 

In meiner Tätigkeit als Jugendtrainer schule ich als Stopp immer den 1-Kontaktstopp, da man in beide Richtungen mit Kreuzschritt angreifen kann und die Schrittfehlergefahr minimiert wird. Desweiteren kann bei aggressiver Verteidigung der 1-Kontaktstopp als Sternschritt aufgelöst werden. Für diesen Fall gebe ich auch die Lösungsmöglichkeit des Passgangdribblings an die Hand.

 

Bei den Abschlußvarianten will ich lieber Qualität statt Quantität schulen. Das bedeutet ich gebe meinen SpielerInnen eher eine kleine Anzahl an Bewegungen an die Hand, versuche dafür aber auf die Genauigkeit der jeweiligen Bewegungen zu achten und übe diese dafür länger.

 

 

1.2. Transitionangriff Überzahlspiel 3-2

 

Als Transition wird das schnelle Umschalten und der Übergang von Verteidigung auf Angriff und umgekehrt bezeichnet. Transition beginnt mit dem Moment des Ballbesitzwechsels.

 

Ziel des schnellen Umschaltens im Angriff ist es, eine Überzahlsituation zu schaffen, die am Ende auf eine 1-0 Situation (leichte Punkte) minimiert werden kann. Desweiteren können organisierte Verteidigungen (Ball-Raum- und Pressverteidigung) ausgeschaltet werden und es wird sofort Druck aufgebaut (agieren).

 

Der Fastbreak wird eingeleitet:

 

druch einen direkten oder indirekten Ballgewinn,
nach einem Defensivrebound,
nach Einwurf,
oder nach Sprungball,

 

Wichtig dabei ist das situationsbedingte, schnelle Erfassen

 

der eigenen Position,
der Position der Mitspieler,
der Position der Gegenspieler und
der Position des Balles

 

und das schnelle Reagieren, Orientieren und Antizipieren. Als nächstes gilt es so schnell wie möglich zu organisieren. Nach der Ballsicherung folgt der erste Schnelle Pass (Outled), der Ballvortrag und der Abschluß des Fastbreaks.

 

Man unterscheidet in organisierte (Spuren festgelegt) und unorganisierte (meist ein Pass) Fastbreaks. Beim organisierten Fastbreak unterteilt man zeitlich nach 3 Wellen. An der ersten sind Aufbauspieler und Flügel und an der zweiten und dritten Welle die beiden Innenspieler beteiligt.

 

Ziel für die Transition muß es also sein, Reaktion (Schwarz- Weiß), Orientierung (Ganzfelddrills) und Antizipation (viele Spielsituationen schaffen) zu schulen.

 

Weiterhin sollte das schnelle Organisieren der ersten Welle des Fastbreaks und das Lösen von Überzahlsituationen immer wieder Bestandteil des Trainings sein.

 

Am besten kombiniert man Umschalten, Organisation und Entscheidung beim Abschluß, da hier ständig eine spielnahe Situation geschaffen wird.

 

Ich schule einen organisierten Fastbreak, da er besser organisiert werden kann und sich Mißverständnisse minimieren lassen. Grundsätzlich möchte ich, dass meine Spieler universell ausgebildet werden. Speziell im Jugendbereich ist es extrem wichtig alle Positionen spielen zu können. Das gilt auch für den Fastbreak. Daher gibt es keine Nummern und spezifischen Aufgaben, auch Center sollten sich in der ersten Welle organisieren und abschließen können.

 

Abschluß bei einer 3-2 Überzahlsituation sollte immer korbnah, also per Korbleger oder mit einem Nahdistanz- Sprungwurf abgeschlossen werden.

 

Beim Fastbreak möchte ich den Ball immer so weit wie möglich vorn haben, das heißt, ein früher Pass auf den Flügel, damit Druck auf den Korb ausgeübt wird.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

2. Trainingsziele

 

Ich möchte beide Themen mit der Mannschaft festigen und anwenden. Ich setze Freilaufbewegungen für den Flügel voraus.

 

2.1. 1-1 Angriff (Flügel)

 

Befreiungs- Cut

 

1-Kontaktstopp aus der Bewegung (stabil)

 

Bewegungsablauf Kreuzschritt/Passgang

 

Lay-up/ Wurf (stabil, flüssig)

 

Verteidiger lesen (Individualtaktik): „Fuß lesen“ schulen

 

2.2. Transitionsangriff Überzahl 3-2

 

schnelles Umschalten von Verteidigung zu Angriff
schnelles Organisieren des Fastbreaks
Lösen von Überzahlsituationen

 

3. Handlungsanweisungen

 

3.1. 1-1 Angriff (Flügel)

 

1-0 Drill

 

Befreiungs- Cut
lange Wege gehen

 

Fuß in die Zone

 

mit Tempo raus

 

back- door- option

 

1- Kontaktstopp aufgedreht landen:
Finte (Wurf-, Pass- oder Dribbelfinte)

 

erster großer Schritt

 

Layup/ Wurf à Tempo, Stabilität, zum Korb

 

1- Kontaktstopp unaufgedreht landen:
facing (Sternschritt vorwärts à Übersicht)

 

Finte (Wurf-, Pass- oder Dribbelfinte)

 

Passgangdribbling auf der Stelle à starten mit Kreuzschritt (2. Dribbling)

 

Layup/ Wurf à Tempo, Stabilität, zum Korb

 

1-1 Drill (passive Verteidigung)
s.o.

 

read the defense

 

starken Fuß angreifen

 

erster großer Schritt

 

eng vorbei (Kniekehle in Kniekehle)

 

1-1+1- Drill

 

s.o.
read the defense

 

 

 

3.2. Transitionsangriff Überzahl 3-2

 

3-0 Fastbreakdrill
Outledbereiche besetzten

 

nach Outledpass: 1- Kontaktstopp (Übersicht)

 

Dribbelauftakt Kreuzschritt zur Mitte, Innenhand

 

früher Pass nach vorn, Härte, beide Hände

 

Spacing à Flügel außen bis 3er- Linie

 

Timing beim Paß

 

3-1 und 3-2 Fastbreakdrill
freien Mann finden

 

Spacing

 

Härte zum Brett

 

Druck auf den Korb

 

Verteidiger lesen
4. Methodenwahl

 

4.1.

1-1 Angriff (Flügel)

 

Ich habe mich entschlossen, die Ganz- Teil- Ganz- Methode anzuwenden, da die richtigen Angriffstechniken immer wieder geübt werden müssen, um sie zu automatisieren. Das Verteidiger- Lesen ist eines der größten Defizite im Jugendbereich und sollte daher auch so oft wie möglich geschult werden. Am Ende der methodischen Reihe soll das Gelernte angewandt werden. Dies gilt auch gleichzeitig als Kontrollmethode.

 

4.2. Transitionsangriff Überzahl 3-2

 

Auch hier habe ich mich für die Ganz- Teil- Ganz- Methode entschieden. Zuerst möchte ich den Spielern das Gefühl für den Raum, den eigenen Laufweg, die Position der Mitspieler und des Balles vermitteln. Desweiteren sind Bewegungen mit Ball unter Zeitdruck und im submaximalen Tempo eine koordinative Beanspruchung, der man volle Konzentration widmen muß. Hier sollen vor allem Techniken geschult werden (Stoppen, Dribbling, Passen, Fangen, Abschluß mit Tempo). Es werden Abschlußmöglichkeiten aufgezeigt, die später angewandt werden sollen.

 

In den Drills mit Verteidigung sollen einerseits die Techniken mit Störfaktor angewandt werden und zum anderen das Entscheidung- Treffen geschult werden.

 

Als letztes setzen wir die Übungen zusammen und haben eine 3-2+1 Fastbreaksituation, bei der ein echter Fastbreak simuliert wird und die Angreifer schnell und konsequent abschließen müssen, sonst folgt der Übergang in den Positionsangriff.

 

Weiterhin wird im Trainingsspiel der Fastbreak belohnt. Wird aus einer Überzahlsituation abgeschlossen, gibt es den Punkt und Ballbesitz für den folgenden Positionsangriff.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

5. Leistungskontrolle

 

5.1. 1-1 Angriff (Flügel)

 

Die Kontrolle des Erfolgs hängt hier nicht immer mit dem Ergebnis der 1-1 Situation zusammen. Gerade bei der Schulung des Angreifers neigt die Verteidigung zum „Abschalten“.

 

Man muß also auch immer darauf achten, dass technische Kleinigkeiten wie: erster großer Schritt, eng vorbei, glaubhafte Täuschungen, etc. richtig gemacht werden. Dribblings sollten eingeschränkt werden um einer Spielsituation gerecht zu werden.

 

Als ein erfolgreiches 1-1 muß eine Situation gewertet werden, wenn es dem Spieler gelingt, durch Vorarbeit mit Finten, den Gegenspieler mit dem ersten Kreuzschritt zu schlagen.

 

5.2. Transitionsangriff Überzahl 3-2

 

Die Leistung ist hier einerseits in der richtigen technischen Ausführung (3-0) und andererseits (3- defense) in der Entscheidungsfindung (was tue ich) und –ausführung (wie tue ich es) zu suchen.

 

Bei technischen Mängeln muß eine Korrektur des Trainers stattfinden. Der Angreifer verliert bei Übungen mit Verteidigung durch schlechte Technik schnell seinen erarbeiteten Vorteil.

 

Erfolgskontrolle über die richtige Entscheidung zeigt immer, ob wir in die Position einer korbnahen Abschlußmöglichkeit „gegen 0″ gekommen sind.

 

 

 

6. Belastungsdynamik

 

Techniktraining sollte immer am Anfang der Einheit stehen, da die sensomotorischen und kognitiven Systeme des Körpers als erstes ermüden.

Deshalb werden die ersten Übungen bei einer Belastung von etwa 50- 70% gehalten. Ab dem 1-1+1 live Drill nimmt die Intensität zu, danach gibt es eine „lohnende“ Pause durch Würfe.

Mit den Fastbreak- Drills wird die Belastung auf 70- 90% (mit Verteidigung) gehoben. Nach der methodischen Reihe wird wieder eine „lohnende“ Pause, gekoppelt mit Wurftraining, in die Belastung eingeschoben.

 

Am Ende der Einheit wird noch mal mit voller Intensität über das ganze Feld gespielt. Danach wird zur Regeneration ein kurzes „Cool- Down“ eingeschoben.

7. Literatur

Günter Hagedorn, Dieter Niedlich, Gerhard J. Schmidt (1996): Das Basketball Handbuch. Reinbek bei Hamburg: Verlag Rowohlt

Jürgen Schröder, Christian Bauer (1996): Basketball trainieren und spielen. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt

Verlaufsplan

 


Zeit in min.

Ziel

Trainingsform

00-02

Begrüßung

Einführungsgespräch, Thema 1-1 Angriff (Flügel)

02-07

Erwärmung

Lauf-ABC (speziell 1-Kontaktstopp+ Bewegung)

07-15

Erwärmung

Take and Drive (1-0 Befreiungs- Cut, 1 Kontaktstopp (Sternschritt), variierte Anschluß-bewegungen (Kreuz-/ Passgang, Lay- up/ Wurf)

15-25

Erwärmung

3-0 Fastbreak- Drill (Abschlußvarianten)

25-30

Beweglichkeit

Dehnen

30-45
5‘




10‘





Schwerpunkt 1
1-1 Bewegungen (Flügel)

1-1 auf einen Korb (Flügelposition):

·

1-1 mit passiver Verteidigung: (starken Fuß lesen), Rebounder paßt Ball zum Angreifer, läuft hinterher und zeigt einen starken Fuß
·

1-1+1(live): Pass vom Flügel auf den Aufbau, Defense: (jump with the pass) cut- defense, Offense: Befreiungs-Cut à 1-1 live (Ziel: 5 Pkt.)


45-53

Aktive Erholung 1

5×2 Freiwürfe
Trinkpause, anschließend Wurfserie 1×5 Treffer

53-55

Erläuterung

Thema: Transitionsangriff Überzahlspiel 3-2

55-70
5‘



10‘


Schwerpunkt 2
Transitionangriff Überzahlspiel 3-2

Ganzfeld- Drills:


·

3-1: mit Outlet, Werfer bzw. letzte Ballberührung wird neue Verteidigung

·

3-2+1 Start ist 1-1 auf dem Flügel, keine Hilfe, Start mit Rebound oder Einwurf, Werfer berührt Wand à dann Defense


70-75

Aktive Erholung 2

3×2 Freiwürfe
Trinkpause

75-90

Spiel

Spiel bis 11 Punkte (Cut & Fill mit Ziel 1-1 Flügel, Fast-Break-Abschluss 1 Punkt+ Ballbesitz im Setplay)

Erholung

Cool Down (auslaufen und dehnen) individuell