Aufbauschulung – 2
C-Lehrprobe von Martin Lindemeier
Martin Lindemeier Tel.: 05503-805503
Hardegser SV Basketball Mobil: 0160-94811475
Bevertalstr. 1a,
37176 Nörten-Hardenberg www.eteamz.com/hsv-one
C-Trainerprüfung 2003 (NBV)
Lehrpobenentwurf
Schwerpunkt: Technik
Thema: Positionsschulung Aufbau
1. Allgemeines
Die vorliegende Ausarbeitung beschreibt eine Trainingseinheit (TE), in der Spieler mit den speziellen Technik und Individualtaktik des Aufbauspielers vertraut werden sollen. Als Team kommt eine Mannschaft ab U18 aufwärts in Frage. Ausgelegt ist die Einheit für 6-9 Spieler. Vorausgesetzt wird eine grundlegende Ausbildung der Spieler.
Des Weiteren müssen folgende Dinge vorhanden sein
– 1 Basketballspielfeld mit mind. 2 Körben
– 1 Ball für jeden Spieler
– Mannschaftsmarkierungen
– mind. 8 Kegel
– 90 Min.
2. Der Aufbauspieler
Um im Basketball erfolgreich agieren zu können, müssen die Spieler auf dem Spielfeld bestimmte Rollen übernehmen und entsprechend ausfüllen. Dabei haben verschiedene Rollen auch verschiedene Anforderungsprofile. Das gilt zum einen für die Individualtaktik der jeweiligen Position, aber zum anderen auch für die jeweilige Technik. Hagedorn formuliert das Anforderungsprofil eines Aufbauspielers wie folgt:
„Am häufigsten und am längsten ist der Aufbauspieler (playmaker) am Ball. Er muß die Schnellangriffe mitgehen und dabei den Ball durch Tempodribbel vorwärts treiben. Er muß beim Positionsangriff den Ball sicher gegen einen Verteidiger durch tiefes Schutzdribbeln ins Vorfeld bringen und muß dort mit Hilfe des Organisationsdribbels den Angriff ordnen und leiten. Er muß immer anspielbar sein, für jeden Mitspieler und in jeder Notsituation des Spiels“ (HAGEDORN 1991, S.120).
Die technischen Anforderungen lassen sich auch durch folgende Aussage verkürzt zusammenfassen: „Normalerweise ist dieser Spieler der beste Dribbler und Passgeber seines Teams“ (VANCIL 1995, S.67).
Tatsächlich muss ein guter Aufbauspieler über ein großes technisches Repertoire verfügen können. Neben Dribbling und Passen ist natürlich auch der eigene Abschluss von enormer Bedeutung, d.h. er sollte auch entsprechende Fertigkeiten entwickeln, in den entsprechenden Situationen zu Werfen bzw. zum Korb zu ziehen.
Um darüber einen Überblick zu verschaffen, sind in der folgenden Übersicht einige der Techniken zusammengefasst, die für einen guten Aufbauspieler von Bedeutung sind:
(a) Dribbling
– Rhythmisierung des Dribbling
– Tempowechsel („stop&go“)
– Handwechsel (durch die Beine, hinter dem Rücken, Halbwende, Cross-Over)
– Cross-over (verschiedene Möglichkeiten)
– Angriffsdribbling gegen enge Defense („Advance Dribbling“)
– Dribbling mit extremer Ballsicherung („Drag Dribbling“)
– Tempodribbling
– Dribbling mit Raumschaffung („Space maker dribbling“)
– Jump Penetration
– Stutter dribbling (Tempowechsel)
– Spin Moves
– Kombinierte Moves
(b) Passen
– Brustpass
– Bodenpass
– Überkopfpass
– Einhändiger Druckpass
– Baseballpass
– Drive&Kick
– Hand Off
– Snap Passes
– Penetration Pass
– Lob Pässe
– Passfinten
(c) Werfen
– Korbleger (verschiedene Varianten)
– Standwurf
– Sprungwurf (verschiedene Varianten)
Allein diese Aufzählung, die nicht als vollständig betrachtet werden sollte, zeigt welche hohen technischen Anforderungen an einen Aufbauspieler gestellt werden. Eine Positionsschulung für Aufbauspieler sollte somit in jedem Fall mit dem Ziel durchgeführt werden, das Repertoire der Spieler stetig zu erweitern.
3. Methodisch-Didaktische Begründung und Hinweise
Die Verlaufsplanung bzw. die Trainingseinheit lässt sich in drei Grundphase unterteilen:
a) Einleitung / Warm-Up (Drills 1-2)
b) Hauptteil (Drills 2-11
c) Schlussteil (12-13)
Zu den einzelnen Teilen sollen im Folgenden einige methodisch-didaktische Begründungen gegeben werden bzw. einzelne Hinweise zum praktischen Umsetzen.
a) Einleitung / Warm-Up
Die Einleitung ist bewusst sehr kurz gefasst. Sie besteht nur aus einem kleinen Spiel, in dem die Spieler schon Elemente der bevorstehenden Einheit automatisch anwenden und ausprobieren. In dem Spiel scheidet bewusst keiner aus, um Bloßstellungen zu vermeiden. Die Stretchingphase ermöglicht jedem Spieler noch eine kurze individuelle Vorbereitung.
b) Hauptteil
Im Hauptteil wird zunächst mit einigen Vorübungen (3+4) am Finger-Ball-Kontat gearbeitet:
„Die Muskelwahrnehmung im Wurfarm (Anm.: Spielarm), in der Hand und in den Fingern bildet eine wichtige Voraussetzung für eine erfolgreiche Wurfbewegung. Beim Basketballwurf ist insbesondere der Kontakt mit den Fingerkuppen und den Fingerflächen von Bedeutung. Eine Berührung bloß mit den Fingerspitzen oder mit der ganzen Hand sollte der Werfer vermeiden. Die beiden letztgenannten Möglichkeiten werden in den Übungen kontrastiv zur Verdeutlichung eingesetzt.“
Auch wenn diese Ausführungen sich auf den Wurf beziehen, so gelten sie doch in jedem Fall auch für Dribbling und Passen.
Im Mittelpunkt des Hauptteils steht das Dribbling. Zwar werden auch Pass und Wurf mit einbezogen, aber zunächst geht es um Dribbling. In den Drills 5-7 werden verschiedene Techniken geübt und angewandt. Details und Erläuterungen zu den einzelnen Techniken befinden sich im Anhang dieser Ausarbeitung.
In Drill 8 kommt dann erstmals der Gegenspieler mit hinzu. Hier können Techniken angewandt werden.
Ab Drill 9 steht auch das Zusammenspiel mit den anderen Spielern im Fokus. Zunächst steht das Passen im Vordergrund, allerdings folgt die Erweiterung bis zum Abschluss (Drill 10). Gleiches gilt für Drill 11.
c) Schlussteil
Am Schluss steht die Anwendung des erlernten und geübten in einer reellen, wenn auch auf 3-3 reduzierten Spielform. Als Abschluss werden Freiwürfe und Sprints verbunden.
Zusammenfassend lässt sich noch sagen, dass vor allem ab Drill 8 durch den Gegner-Kontakt automatisch auch das Aufbauspieler-typische Verteidigungsverhalten geschult wird.
4. Verlaufsplanung
Die vorliegende Verlaufsplanung ist für eine 90-minütige Trainingseinheit ausgelegt. Vorausgesetzt wird, dass die Spieler sich selbstständig vorbereitet haben. Nicht aufgeführt sind die Pausen zwischen den einzelnen Drills. Diese sollten vom Coach selbstständig in der jeweiligen Situation eingesetzt werden. Die Zeitgaben der einzelnen Teile sind ebenfalls nur als grobe Planungseinheit zu betrachten.
5. Quellennachweis
Literatur:
Patrick, John / Loibl, Thorsten: Skill&Drill Book– Grundlagentraining Offense im modernen Basketball. Chemnitz 2002
Schauer, Ewald: Wurftrainer Basketball. Reinbek 2002
Schröder, J. / Bauer, C.: Basketball trainieren und spielen. Reinbek 1996
Vancil, Mark: NBA Basketball. München 1996
Hagedorn, Günther: Basketball Technik. Reinbek 1991
Internetadressen:
https://www.greenvalegrizzlies.homestead.com/coaching.html
https://www.bbcoach.de
https://www.bbhighway.com
6. Anhang
(Quelle: Patrick / Loibl 2002)
Verlauf:
Drill-Name |
Organisation |
Beschreibung |
Lernziele |
Min. |
|
1. |
Terminator |
|
Alle Spieler dribbeln innerhalb der Dreierlinie durcheinander. Aufgabe ist es, den anderen Spielern den Ball weg zu schlagen, gleichzeitig das eigene Dribbling zu schützen. Wessen Ball weg geschlagen wird und außerhalb des Spielfeldes rollt, macht fünf Hampelmänner und kann dann wieder mitspielen. |
– Auge-Hand-Koordination
– physische Erwärmung – Orientierung – Schützen des Balles |
5 |
2. |
Stretching |
Jeder Spieler führt sein individuelles Stretching- bzw. Aktivierungsprogramm durch. |
3 |
||
3. |
Finger-Ball-Kontakt I (Greifen) |
– alle Spieler im Stirnkreis – Coach macht vor – jeder Spieler einen Ball |
(a) Greifen mit den Fingerspitzen Ball wird mit den Fingerspitzen vor der Brust gehalten. Er wird ca. 10-20 cm hochgeworfen und vor der Brust wieder mit den Fingerspitzen aufgefangen. 10 Mal (Variante: mit geschlossenen Augen) (b) Greifen mit den Fingerkuppen |
– Muskelwahrnehmung
– Auge-Hand-Koordination |
4 |
4. |
Finger-Ball-Kontakt II (Drallgebung) |
s.o. |
(a) Drall geben – Fingerdruck erzeugen
Ball in Wurfausgangsposition (über dem Kopf) ohne Stützhand halten. Nichtwurfarm hängt locker herunter. Zum Ausholen beugen und den Ball senkrecht nach oben werfen, so dass er in die hand zurück fällt. Wichtig: Ball über Fingerkuppen gleiten lassen, Druck auf den Ball ausüben. 20 Mal |
– |
3 |
5. |
Spin Dribble |
– je 3 Spieler auf einem Halbfeld – je 1 Ball |
Spieler startet auf der Flügelposition und dribbelt in Richtung Grundlinie. Am Zonenrand führt er eine Halbwende mit Handwechsel rechts auf links in Richtung Korb aus. Dann dribbelt er in die Zone, nach einem Dribbling Wechsel vor dem Körper zurück auf rechts. Am anderen Zonenrand erneut Halbwende mit Handwechsel Richtung Ecke FW-Linie, nach einem Dribbling erneut HW auf recht. An der FW-Ecke erbeut Halbwende in Richtung andere FW-Ecke, dort Halbwende, dann Korbleger. Rebound und Pass zum nächsten Spieler.
Wichtig: An Wendepunkten immer im Sprungstopp landen, dann drehen! Jeder 5x |
– Spin Dribbling
– Orientierungsfähig- keit – Rhythmisierung – Ballgefühl |
8 |
6. | 8-Cone-Drill | – 8 Kegel
– 1 Halbfeld – mind. 2 Bälle |
Auf einem Halbfeld werden 8 kegel (siehe Skizze) aufgestellt. An den Kegeln werden verschiedene Handwechsel bzw. Dribbelbewegungen durchgeführt.
Zunächst Simple Cross Over und Spin Move mit Abschluss Sprungwurf. Erweiterung bis zu folgender Abfolge: (1) Fast Break cross-over (2) Simple cross over (3) Extreme cross-over (4) Spin Move (Halbwende) (5) Inside out move Nach dem Wurf an der anderen Seite anstellen |
– Dribbling-Moves
– Handwechsel – Orientierung im Raum |
10 |
7. | Space Maker Drill | – 6 Kegel
– jeder Spieler einen Ball – 1 Spielfeld |
Es werden 3×2 Kegel versetzt aufgestellt (siehe Skizze).
Der Spieler dribbelt auf den ersten Kegel zu und dribbelt mit Drag-dribble-Technik bis zum zweiten Kegel. Am zweiten Kegel angekommen, dribbelt der Spieler mit einem Space Maker Dribbling bis zum 1. Dribbling zurück. Jetzt dribbelt er normal zum 3. Kegel usw.. Nach dem letzten Kegelpaar Lay-Up und Jogging zurück. |
– Üben von Drag- und Space maker Dribbling
– Tempowechsel – Rhythmisierung |
10 |
8. | Zig-Zag-Drill | – 2er Teams mit einem Ball
– Jeweils längst ein Drittel des Spielfelds |
Ein Spieler Offense, Partner Defense. Offense dribbelt den Ball nach vorne, Defense passiv, nur Beinarbeit.
Offense im Zig-Zag unter Anwendung von Handwechselvarianten und Dribbel-Moves. Defense: Innenschulter immer auf Ballhöhe Bis zur Dreierlinie ohne vorbeiziehen, an 3Pt-Linie: Dribbel-Move und Penetration, 1- 0 Korbleger. Rückweg Rollentausch Jeder 3x Offense, 3x Defense |
– Einfühlen in Dribbling gegen Gegner
– Ausprobieren von Bewegungen bzw. Anwendung |
7 |
9. | Delivery Drill | – 3er Teams
– 1 Halbfeld – 1 Ball – Mannschafts- markierungen |
Es sind die Aufbauposition und die beiden Flügelpositionen besetzt. Jeder Angreifer hat einen Verteidiger.
1 versucht den Ball innerhalb der markierten Passzonen zu 2, der sich mit einem L-Cut freimacht, zu passen (schneller Snap-Pass aus dem Dribbling). Gelingt der Pass, schneidet 1 zum Korb und in die Weakside-Ecke, 3 füllt auf der Aufbauposition auf und spielt nun einen der beiden Außen an. Ist ein Flügel nicht frei, dann reverse dribble (space maker) und Pass auf andere Seite. Wichtig: Nach jedem Pass schneiden und Replacement Action |
– Passen und Bewegen
– Timing – Dribbling immer aufrecht erhalten – Replacement – Positionen halten – Freimachen – Defense! |
10 |
10. | Delivery Drill | s.o. | Wie oben, nur dass jetzt jedes Mal der Abschluss gesucht wird. Nach 5x Offense Rotation | – Drang zum Korb
– Abschluss |
10 |
11. | Penetrate &Pitch Drill | 2 passt den Ball zu 1, der nach Schrittstopp (Innenfuß-Außenfuß) und anschließender Wurffinte mit Kreuzschritt in die Zone penetriert, dort nach Jump Stop den Ball zurück zu 2 passt. Dann gleicher Handlungsablauf auf der anderen Seite.
Nach einigen Durchgängen, Abschluss mit Wurf der Flügel. Bei bedarf Rotation auf allen Positionen. |
– – Passen nach Penetration und Sprungstopp
– Snap Pass – Fussarbeit Catch & Shoot |
7 | |
12. | 3-3 Live Drill | – 3er Teams | Aufstellung wie in Drill 7, jetzt 3-3-Live auf einen Korb – Make it Take it Rotation | – Anwendung des gelernten in vereinfachter Spielsituation | 10 |
13. | Free Throw & Run | – 2 Bälle
– 2 gleichgroße Teams – 1 Spielfeld |
Zwei Reihen an beiden FW-Linien, jeweils ein Rebounder und ein Ball. Der Werfer wirft 2 Freiwürfe. Nach dem 2. sprintet er in die Ecke der gegenüberliegenden Baseline und wird dort Rebounder. Nach dem 2. Rebound stellt sich der Rebounder jeweils hinten an.
Jeder 8 Würfe |
– Freiwürfe nach konditioneller Belastung
– Sprintfähigkeit |