Der Heidelberger Basketballtest

Der Heidelberger-Basketball-Test (HBT, BÖS u.a. 1987) wurde am Institut für Sport und Sportwissenschaften Heidelberg in ständiger Kooperation zwischen Basketballtrainern und Sportwissenschaftlern entwickelt. Der Test besteht in seiner ursprünglichen Fassung aus zwei Subtests für Kondition (K1-K5 – Aufgaben: Linienlauf, Sternschritt, Rebound, Beinarbeit, Liegestütz) und elementare Technikfaktoren (T1-T4 – Aufgaben: Korbleger, Würfe außerhalb der Zone, Slalomdribbling, Passen). Der HBT ist also ein Leistungstest zur Messung von Konditions- und elementaren Technikfaktoren im Sportspiel Basketball.

Der Test ermöglicht
die Diagnose des aktuellen Leistungsniveaus und die Diagnose von Leistungsveränderungen, u.a. zur
Beurteilung von Entwicklungs- und Trainingsprozessen sowie für Forschungszwecke
(BÖS u.a. 1987, 7). Die
Tests sind also in erster Linie geeignet, um
elementare Stärken und Schwächen im Konditions- und Technikbereich aufzuzeigen.
Auf der Grundlage solcher
Testresultate können gezielte Trainingsmaßnahmen
eingeleitet und deren Effektivität beurteilt werden.
Tests besitzen weniger Relevanz
für die Vorhersage von Komplexleistungen oder für personenbezogene
Selektionsentscheidungen. Zumindest bedürfen sie für solche Anwendungsprobleme
der Ergänzung um weitere diagnostische Informationen (Spielbeobachtungen,
Trainerurteile) und um veränderte Diagnosestrategien (z.B. Prozeßdiagnostik
statt Statusdiagnostik).

Die von BÖS u.a. als
„ökonomische Kurzversion des HBT“ (1987, 87) vorgeschlagene Fassung enthält nur
zwei Technik- und zwei Konditionstest: Würfe außerhalb der Zone (HBT-T2),
Passen (HBT-T4), Linienlauf (HBT-K1) und Rebound-Dauerspringen (HBT-K3). Die
beiden Techniktests der Kurzform des HBT „Würfe außerhalb der Zone“ und
Passen“ erfassen zwei wichtige basketballspezifische Fertigkeiten. Die
Entscheidung zugunsten des Passens im Vergleich zum Dribbling (Slalomdribbeln)
fiel aus ökonomischen Gründen (BÖS u.a. 1987, 89).
Durch die vorgegebene
Testdauer (1 Minute) und Übungsintensität ist
gewährleistet, dass die beiden Technikelemente in basketballspezifischen
Belastungssituationen erfasst werden (BÖS u.a. 1987,
26).

Daneben stellen die beiden gewählten Techniktests an
die Spieler auch erhöhte koordinative Anforderungen (Orientierungs-,
Differenzierungs-, Gleichgewichts-, Rhythmus- und Reaktionsfähigkeit).

 

Komplettversion Techniktest

Der Subtest „Technik“ wird
im Stationsbetrieb mit Pausenlängen bis zur Erholung (je nach Trainingszustand
zwei bis drei Minuten) durchgeführt und dauert ca. 45 Minuten. Aus Gründen der
Testökonomie wird empfohlen, die
zeitaufwendigen Stationen „Korbleger“ und Würfe von außerhalb der Zone“ doppelt
aufzubauen.

T1 Korbleger

Es werden abwechselnd Korbleger
rechts und Korbleger links gemacht. Nach jedem Korbleger wird der Ball zur
seitlich verlängerten Freiwurflinien herausgedribbelt. Es gilt, innerhalb von 1
Minute möglichst viele Körbe zu erzielen. Ein erzielter Korb zählt einen Punkt.
Jede Versuchsperiode erhält zwei Wertungsdurchgänge.

T2 Würfe außerhalb der Zone

Mit Klebeband wird der Raum um die
Zone in 4 Sektoren (1 – 4) unterteilt. Dabei am besten die Korb-Korb-Linie
markieren und die mittlere der 3 seitlichen Freiwurfmarkierungen nach außen bis
zur Seitenlinie verlängern. Es entstehen so 4 ca. gleich große Bereiche.

Auf das Kommando „Fertig“ stellt sich der Spieler in
einen der 4 Sektoren. Auf „Pfiff“ versucht er, einen Treffer durch
Positionswurf (Stand- oder Sprungwurf) zu erzielen. Nach dem Wurf folgt der
Spieler seinem Ball, sichert den Rebound oder nimmt den Ball auf und dribbelt
den Regeln entsprechend in einen anderen Sektor.  Dort wiederholt er den
Positionswurf, usw. Es gilt, innerhalb 1 Minute möglichst viele Körbe zu
erzielen. Jeder Spieler erhält 2 Wertungsdurchgänge. Es muss streng darauf
geachtet werden, dass von außerhalb der Zone geworfen wird. Treffer aus Würfen
innerhalb der Zone werden nicht gewertet. Es ist nicht erlaubt, zweimal hintereinander
aus demselben Sektor zu werfen. Ein erzielter Korb zählt 1 Punkt. Die
Ergebnisse beider Wertungsdurchgänge werden notiert. Zum Schluss wird der
Bestwert gezählt.

T3
Slalomdribbeln

10 Slalomstangen werden im Abstand
von 2m – 1m – 1m -2m – 1m – 1m – 4m – 1m – 1m hintereinander aufgestellt. Es
gilt, möglichst schnell um die Stangen zu dribbeln, wobei das Umdribbeln der
Stangen jeweils mit der Außenhand erfolgen muß
(Handwechsel). Gestoppt wird die Zeit. Jede Versuchsperson erhält 3
Wertungsdurchgänge.

T4 Passen

An einer Wand werden mit Klebeband 2
Quadrate angebracht, deren Seitenlänge 30 cm beträgt. Die Quadratmittelpunkte
liegen 1,80 m auseinander und befinden sich in 1,50 m Höhe über dem
Hallenboden. Im Abstand von 2 m vor der Wand werden mit Klebeband Linien
gezogen: die Abstandslinie zur Wand und die Startlinie. Auf der 3 m langen
Abstandslinie stehen 2 Slalomstangen, die 1 m auseinander sind. Auf das
Kommando „Fertig“ stellt sich der Spieler hinter die Startlinie und neben die
rechte Slalomstange. Auf „Pfiff“ passt er beidhändig in das vor ihm liegende
Zielquadrat an die Wand und fängt den zurückprallenden Ball auf. Mit mindestens
einem Dribbling mit der Außenhand bewegt sich der Spieler möglichst schnell
neben die linke Slalomstange und passt in das zweite Zielquadrat, usw. Es gilt,
innerhalb 30 Sekunden möglichst viele Treffer zu erzielen. Jeder Spieler erhält
2 Wertungsdurchgänge.

Gezählt wird die Anzahl der Treffer, die innerhalb 30
Sekunden erzielt werden. Ein Punkt ist nur dann erzielt, wenn mindestens die
Seitenlinie des zu treffenden Quadrates berührt wurde. Ein erzielter Treffer
zählt 1 Punkt. Die Ergebnisse beider Wertungsdurchgänge werden notiert. Zum
Schluss wird der Bestwert gezählt. Um Beobachtungsfehler bei der Trefferzählung
weitestgehend auszuschließen, muss der
Testhelfer hinter dem Spieler zwischen den Slalomstangen postiert sein.

 

Komplettversion Konditionstest

Der Subtest „Kondition“ wird
im Kreisverkehr absolviert und dauert ca. 20 Minuten. Die Übungszeit beträgt 30
Sekunden, die Pausenlänge 2 Minuten. Der
Test kann auch als
Trainingsmittel eingesetzt werden. Je nach Trainingszustand kann die
Pausenlänge verkürzt werden

Die beiden Konditionstests der Kurzform des HBT
„Linienlauf“ und „Rebound- Dauerspringen“ erfassen in signifikanter Weise die
konditionellen Fähigkeiten Kraft, Schnelligkeit und Ausdauer in
basketballspezifischen Belastungssituationen. Durch die vorgegebene
Testdauer (30 Sekunden) und Übungsintensität dominieren die konditionellen
Teilkomponenten Schnellkraft, Aktionsschnelligkeit und Kraftausdauer. Bei der
Aufgabenauswahl wurde versucht, eine spielnahe Beanspruchung der relevanten
Muskelgruppen zu berücksichtigen (BÖS u.a. 1987, 26).
Daneben stellen die beiden gewählten Konditionstests an die Spieler auch erhöhte
koordinative Anforderungen (Stoppen, Wenden und Drehen beim Linienlauf /
Orientierungs-, Gleichgewichts-, Rhythmus und Kopplungsfähigkeit beim
Rebound-Dauerspringen). Die beiden Konditionstests der Kurform des HBT
(Linienlauf und Rebound-Dauerspringen) werden in einem Hallendrittel
durchgeführt: entlang einer Hallenwand der Linienlauf, an einem Korb der
Reboundtest. Jeder Spieler hat bei den Konditionstests 1 Wertungsdurchgang. Vor
Beginn eines
Tests wird allen Spielern zusammen die Testanweisung vorgelesen. Während ein Spieler getestet wird, sitzen die
anderen seitlich auf einer Bank.

K1 Linienlauf

Auf einer Seitenlinie des
Basketballfeldes werden von der Grundlinie aus in 4m-, 8m-, 12m-, 16m- und
20m-Abstand Markierungslinien (1 m lang) mit Klebeband auf dem Hallenboden
angebracht. Zur besseren Orientierung werden im 1m-Abstand neben diese
Klebemarkierungen Pylonen (Kegel) aufgestellt. Alle 2m werden – als
Auswertungshilfe – zusätzliche kurze Markierungslinien geklebt.

Auf das Kommando „Fertig“ stellt sich der Spieler
hinter der Grundlinie auf. Auf „Pfiff“ versucht er, möglichst schnell zwischen
den Markierungslinien (4m – 8m – 12m – 16m – 20m) hin und her zu pendeln. Dabei
muss er die jeweilige Bodenmarkierung immer mit einer Hand berühren. Die Laufstrecke
sieht folgendermaßen aus: Grundlinie (GL) –> 4m –> GL –> 8m –>
GL –> 12m –> GL –> 16m –> GL –> 20m –> GL (=120m) und
dann wieder von vorne. Der
Test dauert 30 Sekunden.

Gemessen wird die in 30 Sekunden zurückgelegte
Gesamtstrecke. Die jeweilige Markierungslinie muss immer mit einer Hand berührt
werden. Auch die Grundlinie. Wenn die Pendelstrecke einmal durchlaufen ist,
muss wieder mit den kurzen Laufstrecken begonnen werden. Materialien Klebeband
(2,5 cm), evtl. 7 Kegel mit Zahlen (0, 4, 8, 12, 16, 20), 1 Stoppuhr, 1 Maßband
(30m)

K2
Sternschritt

Aus der Basketball-Grundstellung
(Rücken zur Wand im Abstand von 60 cm; Ball in beiden Händen) wird der
Bewegungszyklus „Bodenberührung – ½ Drehung mit Sternschritt nach rechts –
Wandberührung – ½ Drehung mit Sternschritt nach links – Bodenberührung, …“
ausgeführt. Jede Wand- bzw. Bodenberührung zählt je 1 Punkt. Ein kompletter
Zyklus (Wand – Boden – Wand) ergibt also 3 Punkte

K3 Rebound-Dauerspringen

An ein Ballnetz, in dem sich ein
schwerer Basketball („Heavy-Ball“, 750g) befindet,
werden 2-3 Sprungseile geknotet. Die Seile werden von vorne nach hinten über
die Oberkante des Basketballbrettes geworfen und an einem Hochsprungständer,
der auf dem Boden hinter dem Brett steht, fest gebunden. Der Ball wird im Netz
vor dem Brett so weit herunter gelassen, bis der Abstand zum voll
ausgestreckten Arm des Spielers (Standreichhöhe) 30 cm beträgt. Dieser Abstand
ist von Spieler zu Spieler veränderbar durch das Verstellen des
Hochsprungständers.

Auf das Kommando „Fertig“ stellt sich der Spieler
unter den Ball. Auf „Pfiff“ versucht er, innerhalb von 30 Sekunden durch
dauerndes Springen den Ball so oft wie möglich mit beiden Händen zu berühren.
Der 30cm – Abstand zwischen der Standreichhöhe eines Spielers und dem Ball im
Netz muss vor Beginn eines Versuches – am besten durch einen auf einem
Sprungkasten stehenden Helfer – mit einem Auszugsbandmaß oder einem festen
Abstandshalter sorgfältig gemessen werden.

Jede beidhändige Berührung des Balles zählt 1 Punkt.
Eine einhändige Berührung zählt nicht. Bei jedem Sprung ist nur 1 Punkt
möglich. Gewertet wird die Anzahl der beidhändigen Berührungen in 30 Sekunden.
Ist ein Spieler überhaupt nicht in der Lage den Ball im Sprung zu erreichen,
kann der Abstand ausnahmsweise auf 25 cm verkürzt werden. Dies ist im
Erfassungsbogen zu vermerken.

Nötige Materialien: 1 Basketballbrett (Oberkante 3,95 m), 1 schwerer
Basketball, 1 Ballnetz, 2 – 3 verknotete Sprungseile, 1 Hochsprungständer, 1
Auszugsbandmaß oder 1 Abstandshalter (30 cm), 1 Stoppuhr

K4
Beinarbeit

Immer mit Blickrichtung nach vorne
gilt es, sich möglichst in folgender Weise durch die Zone zu bewegen: Sprint
vorwärts, seitliche Gleitschritte, seitliche Gleitschritte zum Ausgangspunkt.
Innerhalb von 30 Sekunden sollen möglichst viele Teilstrecken zurückgelegt
werden. Jede Teilstrecke zählt 1 Punkt. Ein Umlaufen der Zone zählt 4 Punkte.

K5
Liegestütze

Modifizierte Liegestütze, bei denen
in der Bauchlage die Hände hinter dem Rücken zusammengeklatscht werden und bei
durchgedrückten Armen eine Hand vom Boden gelöst und damit die andere berührt
wird. Gezählt wird die Anzahl der innerhalb von 30 Sekunden ausgeführten
Liegestützen

 

Orientierungsnormen

Ein Minuszeichen (-) vor dem Testwert bedeutet, dass die Klassifikationsstufen auch für schlechtere
Ergebnisse gilt. Analog bedeutet ein Pluszeichen (+) den Einschluß
besserer Werte. So gilt für die Anzahl der Korbleger, dass alle Ergebnisse von
12 und schlechter schwach sind, 13-14 Korbleger ein mittleres und 15 oder mehr
Korbleger ein gutes
Testresultat.

Bestwerte

Quellen:

Leistungssport 2 / März 1988, 18. Jahrgang (Original HBT-Test von Klaus Bös)

und „Koordinationstraining im Basketball“ v. Günter Glasauer