Fastbreak, Schulung
Basketball C-Trainer-Ausbildung 1998 – CA198
Referent: Kay Renz, Herrnhaagerstr. 10, 63654 Büdingen, Tel. & Fax: 06048/1749
Theorie: Ausarbeitung einer schriftlichen Lehrprobe
Praxis: Schulung des komplexen Defensivrebound – Outlet-pass – Ballvortrag – Überzahlspiel 2 gegen 1
Gliederung des Skripts:
1. Definition / Terminologie
Anwendung im Spiel
Technikbeschreibung
Fehler und Korrektur
2. Training
2.1. Trainingsinhalt
2.2. Akzentuierung von Schwerpunkten für die Umsetzung im Spiel
2.3. Aufwärmübungen
2.3.1 Übungsformen
2.4. Methodische Übungsreihen und Übungssammlungen
2.5. Cool-Down
3. Literaturnachweis
1. Definition/Terminologie:
Die Komplexe Übung des Defensivrebound – Outlet-pass – Ballvortrag – Überzahlspiel 2 gegen 1 ist eine form von Schnellangriff.
Beim Schnellangriff wir der Ball durch Passen und /oder Dribbeln so schnell vorgetragen, daß die Verteidigung sich nicht rechtzeitig organisieren kann und es meist durch Spiel-in-der-Überzahl zu einem frühzeitigen Korbwurf kommt.
Der Schnellangriff macht das Spiel attraktiver und bestimmt den Erfolg bei Spitzenmannschaften.
Weil die Vielfalt der Möglichkeiten hier nicht darstellbar ist, können nur allgemein anerkannte Prinzipien genannt und anschließend jeweils anhand eines Beispiels erläutert werden:
Schnellangriffe können aus folgenden Grundsituationen gestartet werden:
Sprungball (Mittelkreis, eigener Freiwurfkreis)
Ballgewinn im Feld
Einwurf (Seitenlinie – Rückfeld, Grundlinie)
Verteidigungsrebound (nach Feldwurf, nach Freiwurf)
Bei Ballgewinn (und Einwurf von der Seite) sind Muster nicht planbar, weil der Ort vorher nicht festliegt. Schnellangriffe aus diesen Grundsituationen sind deshalb als Nebenprodukt anderer Schulungsmaßnahmen (Variation, Transfer) erreichbar
Standardsausgangssituation für die Schnellangriffschulung ist der Verteidigungsrebound, weil er am häufigsten vorkommt, räumlich eingrenzbar und variabel ist.
Weil heute der Langpass-Schnellangriff auf einen wegstartenden Spieler kaum noch möglich ist, werden Kurzpass-Schnellangriffe mit wenigen Dribblings favorisiert. Dabei gliedert sich der Schnellangriff zeitlich in drei Phasen Ballsicherung, Ballvortrag und Korbwurf durch Spiel-in-der-Überzahl und räumlich durch die Einnahme von drei Spuren in Spielfeld-Längsrichtung und drei Linien in Querrichtung. Ziel fast aller Schnellangriffskonzepte ist dabei, nach Verteidigungsrebound (oder anderen Ausgangssituationen) den Ball so schnell und sicher wie möglich über die Mittellinie zu bringen und dabei in Einer ersten Angriffslinie alle Spuren besetzt zu haben. Der Schlüssel zum Schnellangriff ist der schnell erste pass.
Schnellangriff:
Der Schnellangriff, auch mit schneller Gegenangriff oder fast break bezeichnet, wird aus jeder Deckungsart heraus gegen jede Deckungsform gespielt. Er hat zum Ziel, durch ein schnelles, überraschendes Vorspiel des Balls nach plötzlichem Ballgewinn zu einer Überzahl vor dem gegnerischem Korb zu gelangen, bevor sich die Deckung formiert hat. Diese Überzahl kann 1 gegen 0, 2 gegen 1. 3 gegen 1, 3 gegen 2 usw. betragen.
Bei Abfangen des Balls in Korbnähe, insbesondere nach einem Defensivrebound, wird er Schnellangriff in organisierter Form vorgetragen. Hierfür ist ein schnelles Umschalten von Verteidigung auf Angriff erforderlich.
Blitzschnelles Reagieren, Freilaufen zur Ballannahme und sofortiges Passen zu den Vorspielern sind Voraussetzung für das Gelingen eines Schnellangriffs. Dabei sollte jede Verzögerung durch unnötiges Dribbeln oder Ballhalten unterbleiben; nur der Rebounder sollte sich durch kurzes Dribbeln zur Seite vom Gegner lösen.
Der Schnellangriff erfordert Sicherheit bei der Ballannahme und -abgabe im vollen Lauf. Diese schwierige Technik ist immer wieder in geeigneter Übungsform zu üben. Eine große Gefahr für das Gelingen des Schnellangriffs ist ein überhastetes Vorspiel des Balls, was besonders bei Anfänger anzutreffen ist, die um jeden Preis schnell spielen wollen.
Jedes taktische Spiel setzt eine gewisse Technik voraus, so auch der Schnellangriff. Daher ist die Schnelligkeit im Spiel den technischen Fertigkeiten – Ballannahme im Lauf, Stopptechnik, Korbleger aus dem Lauf – anzupassen. Der Schnellangriff bringt infolge seines Tempos ein erhöhtes Ballverlustrisiko mit sich. Er sollte aber dennoch wegen des rasch und meist in einfacher Form zu erreichenden Korbwurfs oberster Grundsatz jeder Angriffskonzeption sein. Anderseits sollte man ihn nicht erzwingen, wenn etwa der Gegner schon mit einer genügenden Anzahl von Spielern in die Verteidigung zurückgelaufen ist.
Kurzpassangriff:
Der Schnellangriff erfolgt jetzt durch schnelles Vorlaufen von zwei und mehr Spielern, die sich den Ball in Kurzpässen zuspielen. Hierbei ergeben sich etwa beim Angriff zu dritt folgende Phasen:
Erkämpfen des Defensivrebounds,
Sicherung des Balls durch Herausspielen zur Seite
Starten aus der Verteidigung
Vorlauf über die Außenbahnen
Durchbruch dribbeln und Abschluß des Überzahlangriffs
Nach Erreichen der Mittellinie ist es wichtig, dass der Ball in der Außenbahn geführt wird, damit eine günstige Abspielmöglichkeiten nach rechts oder nach links besteht. Steht der Verteidiger auf der Seite des Ballführenden, dribbelt er an ihn heran und gibt den pass auf die andere Seite zu dem freien Mitspieler, der dann frei zum Korb geht und abschließt.
Defenserebound:
Definition: Unter Defenserebound. versteht man das Erkämpfen der vom Brett oder Ring abprallenden Bälle nach einem verfehltem Korbwurf durch einen Angreifer.
Anwendung im Spiel: Erfolg nach jeder Wurfaktion in Angriff und Verteidigung im korbnahen Raum.
Technik:
Beobachtung des Gegners, auf welchem Wege dieser versucht, zum Korb zu gelangen
Sternschritt zum Korb und Ausblocken des Gegners.
Beobachtung des Balls, um abzuschätzen, wohin er abprallen wird.
Kräftiger Absprung von beiden Beinen und Fangen des Balls je nach Abprall im höchsten Punkt vor dem Körper. Der Ball wird durch den sogenannten Spreizbuckelsprung zusätzlich gesichert, da der Gegner im Rücken keine Chance hat, an den Ball heranzukommen.
Heranreißen des Balls an den Körper mit sicherer Landung auf beiden Beinen. Nach der Landung sollte der Ball durch einen pass zur Seite oder ein Dribbling aus der Gefahrenzone unter dem Korb freigespielt werden.
Fehler und Korrektur
Fehler: – Ballorientierung (Gegenspieler verlieren)
Korrektur: – Mit Wurf Körperkontakt aufnehmen
– Ball darf erst aufgenommen werden, wenn er einmal auf dem Boden
aufgesprungen ist.
Outlet-pass
Definition: Unter Outlet-pass. versteht man, einen pass nach dem Rebound aus der
Gefahrenzone zu einem freien Mitspieler.
Anwendung im Spiel
– Entfernung 2 bis 4m.
– Erster Pass nach Defensivrebound nach außen( Outlet ) oder in die Mitte.
– Zum Anspiel in Korbnähe.
Technik:
Man kann in verschiedenen Variationen Passen, beidhändiger Druckpass, Überkopfpass, und beidhändigen Bodenpass.
Beidhändiger Druckpass, der Spieler steht in Basketball Grundstellung einen Fuß etwas vorgestellt, und hält den Ball in Hüfthöhe am Körper. Er zieht den Ball in einer kontinuierlichen Bewegung zur Brust hoch und streckt die Arme. Den letzten Druck erhält der Ball durch eine kräftige Schleuderbewegung aus den Handgelenken. Dabei zeigen die Handflächen in der Endphase nach außen. Die Streckbewegung wird unterstützt durch einen Abdruck vom hinteren Bein.
Überkopfpass, der Ball wird über Kopfhöhe vor dem Körper gehalten. Die Handgelenke sind zurückgeklappt. Die Ellbogen befinden sich unter dem Ball. Die Hände werden heruntergedrückt und die Arme gleichzeitig gestreckt.
Der beidhändige Bodenpass verläuft genauso wie der Druckpass, nur dass der Ball nicht direkt sondern über den Boden gespielt wird.
Fehler und Korrektur
Beim Druckpass:
– Die Finger sind gestreckt und zeigen nach vorne
– Der Ball wird nicht mit den Fingern, sondern mit den Handballen berührt, so das der Ball abprallt.
– Die Arme werden nicht dem Ball entgegengestreckt
Beim Überkopfpass:
– Der Ball wird über oder hinter dem Kopf gehalten und dann durch eine Bewegung aus den Schultern wie beim Fußballeinwurf geworfen.
Beim Bodenpass:
– Genau wie beim Druckpass
– Der Ball wird zu früh oder zu spät aufgesetzt
Ballvortrag
Definition: Ballvortrag ist den Ball von der eigenen Spielhälfte in die Gegnerische Spielhälfte
durch Passen zu bringen.
Anwendung im Spiel
Der Ballvortrag findet seine Anwendung nach jeder Verteidigungssituation, als erste Möglichkeit in den Angriff umzuschalten.
Technik:
Schneller erster Pass (Outlet)
Spuren besetzen.
Abschluß aus der Bewegung
Zu optimalem Ballvortrag ist es wichtig das Passe zu beherrschen (siehe Technik vom Outlet- pass).
Fehler und Korrektur:
F.: – Erster Pass zu lang
K.:- Reaktionsspiel
– Passübungen aus Drehungen
F.:- Spuren falsch besetzt (zwei Spieler in der gleichen Spur).
K.:- Übung unterbrechen und korrekte Spurenbesetzung verdeutlichen
– Hinweis darauf , dass der hintere Spieler die besetzte Spur sieht und auf die freie Spur
wechseln soll.
– Spuren durch Markierungen festlegen.
F.:- Zu geringes Tempo
K.:- Überzahlspiel mit Vorgabe (Zeitvorgabe beim Ballvortrag).
F.:- Falsche Entscheidung der Angreifer im Überzahlspiel
K.:- Überzahlspiele mit verringerter Verteidigerzahl.
Überzahlspiel 2 gegen 1
Definition: Überzahlspiel ist, wenn immer ein Angreifer mehr als ein Abwehrspieler im
Offensivfeld ist, also 2 gegen1, 3 gegen 2 ,4gegen 3 oder 5 gegen 4.
Anwendung im Spiel
Die Überzahlspiel können in jeder taktischen Angriffsaktion (gegen Ball – Raum – Verteidigung, gegen Mann – Mann – Verteidigung und bei Fastbreak) angewandt werden. Das Hauptaugenmerk liegt jedoch im Bereich des Fastbreaks, wobei man versucht kurzzeitige Vorteile auszunutzen.
Technik:
Die Angreifer passen sich mit Bodenpässen in der Vorwärtsbewegung den Ball zu.
Sie müssen die Spuren besetzen um den Raum optimal auszunutzen.
Das beobachten der Verteidiger ist dabei sicher.
Fehler und Korrektur:
F.:- Falsche Entscheidungen.
K.:- Unterbrechen der Übung und Erläuterung des Überzahlspiels an der Tafel und / oder auf
dem Spielfeld.
F.:- Falsche Raumaufteilung.
K.:- Raumprinzip erklären
– Laufwege der Verteidiger anschaulich machen (Markierungsmale benutzen)
2. Training
2.1 Trainingsinhalt (allgemein / altersspezifisch)
Allgemein
Erlernen des Rebounds und deren Technik
Alle möglichen Formen des Outlet – Passes
Alle möglichen Formen des Ballvortrages( re. Seite, li. Seite und über die Mitte )
Passen im Stand /in der Bewegung
Passen mit gegnerischen Behinderung
Passen in der 2 – 2 Situation
Altersspezifisch
Minis und D – Jugend
Erlernen der einzelnen Optionen. Rebounds, Passen, Ballvortrag und Überzahlspiel
C – Jugend
Festigung und Schulung der einzelnen Optionen
Langsames heranbringen an einzelnen zusammenhängenden Optionen (z.B.: Rebound, Outlet – pass und Ballvortrag oder Ballvortrag und formen des Überzahlspiels )
Einbauen durch Verteidiger
B – Jugend
Schulung der Optionen
Festigung einzelner zusammenhängender Optionen, auch gegen Verteidiger
Erlernen der Verschiedenen Formen ( Fastbreak, Spielzug ) des Rebounds – Outlet-pass – Ballvortrag und Überzahlspiel 2 gegen 1
Erlernen einzelner Formen ( Fastbreak, Spielzug ) gegen Verteidiger
A – Jugend
Festigung der Verschiedenen Formen ( Fastbreak Spielzug ) des Rebounds – Outlet-pass Ballvortrag und 2 gegen 1
Schulung einzelner Formen ( Fastbreak, Spielzug ) gegen Verteidiger
2.2 Akzentuierung von Schwerpunkten für die Umsetzung im Spiel
Den Ball so wenig wie möglich und so viel wie nötig dribbeln
Handgelenk und Fingereinsatz beim Passen
Immer auf den passgeber achten
Überblick auf dem Feld ( Spielsituation lesen )
Auf den oder die Verteidiger achten
Schnelles Spiel, schneller Abschluß
Aufwärmübungen
2.3.1 Übungsformen
Zu allen Übungen werden min. 10 Spieler benötigt.
Zuspiel zu zweit im Lauf nebeneinander von Korb zu Korb, Abstand der Spieler ca. 6 m.
Wie Übungsform 1. Der erste Spieler wirft den Ball an das Brett, reboundet, dribbelt sich zur Seite hin frei und spielt dann aus dem drippeln zu. Spiel 2 gegen 1 im Lauf,Sp.1 und Sp.2 spielen sich den Ball im Lauf zu. An der Mittellinie greift Verteidiger 1 ein und versucht, den Angriff aufzuhalten.Sp.2 bricht dribbelnd zum Korb durch und zieht den Verteidiger auf sich. In diesem Augenblick passt er zu Sp. 1,der zum Korb durchbricht und mit Korbleger abschließt. Sp. 2 verteidigt nun gegen das nächste Paar.
Zeit ca.20 min.
Ziel dieser Aufwärmübung ist es ,die Spieler auf die methodische Übungsreihe und Übungssammlung vorzubereiten
Stretching