Belastung und Erholung
Die bei manchen Trainern beliebten Sprüche wie „je härter das Training, desto besser“ und „heute hab’ ich die Jungs mal wieder so richtig platt gemacht“ sind absoluter Blödsinn. Ein Training ist nur dann effektiv, wenn Belastung und Erholung sinnvoll kombiniert werden. Wer sein Team immer nur Volldampf gehen läßt, führt es direkt ins Übertraining – Leistungsabfall und Motivationsverlust sind die Folgen, die nicht mehr kurzfristig zu beheben sind. Dies gilt sowohl für eine einzelne Trainingseinheit als auch für eine Trainingswoche oder einen mehrwöchigen Trainingszyklus. Wenn die Muskulatur schon zu Beginn eines Trainings durch zu intensive Belastung übersäuert, kann sie im restlichen Verlauf des Trainings keine Höchstleistung mehr bringen. Bringt ein übereifriger Trainer seine Mannschaft schon am ersten Tag eines Trainingslagers an den Rand ihres Leistungsvermögens („denen zeig’ ich gleich mal wo’s lang geht“), ist damit der Erfolg des gesamten Trainingslagers gefährdet. Zudem haben solche Überbelastung ein enorm gesteigertes Verletzungsrisiko zur Folge. Jede körperliche Belastung bewirkt im Körper Anpassungsprozesse, die sogenannte Superkompensation, die bewirkt, daß der Körper sich auf diese Belastung einstellt und sie beim nächsten Mal leichter bewältigen kann. Im wesentlichen geht es dabei um eine bessere Energiebereitstellung. Jede Belastung führt zu einem Abbau der Energievorräte im Körper. Diese Vorräte werden in der folgenden Erholungsphase nicht nur auf das vorherige Niveau, sondern darüber hinaus aufgefüllt, der Organismus überkompensiert also den Verbrauch, um auf die nächste Belastung besser vorbereitet zu sein. Die Leistungsfähigkeit nimmt also zu. Wird jedoch die nächste Belastung gesetzt, bevor dieser Effekt eingetreten ist, verliert der Körper an Leistungsfähigkeit, man spricht dann von Übertraining. Ist umgekehrt die Pause zwischen zwei Belastungen zu lange, geht die Superkompensation wieder verloren, die neue Belastung erfolgt also bei gleicher Leistungsfähigkeit wie zuvor. Die Leistung wird nicht gesteigert, sondern lediglich stabilisiert. Jede Belastung verlangt demnach auch die entsprechende Erholung, um einen optimalen Trainingseffekt zu erzielen. Je nach Art und Intensität der Belastung kann die sogenannte Superkompensationszeit bis zu 72 Stunden betragen.