Koordinative Leistungsvoraussetzungen im Basketball


Dokumentenanalyse verschiedener deutscher Leistungssport-Konzeptionen


über die Nachwuchsförderung im Basketball


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1. Zielstellung


Im Konzept der körperlich-sportlichen Grundausbildung von Kindern und Jugendlichen ist die individuelle (sport)motorische Handlungskompetenz eine bedeutende Zielgröße. Nach HIRTZ (1995, 102) umfaßt sie „alle wesentlichen Voraussetzungen für ein erfolgreiches motorisches Handeln“ und wird „als Einheit konstitutioneller, koordinativer, konditioneller, kognitiver, motivational-emotionaler und kooperativ-sozialer Komponenten der Regulation motorischer Tätigkeit bestimmt“.


Die Komplexität sportlicher Leistungen kommt in den Sportspielen besonders deutlich zum Ausdruck. Neben den psychomoralisch-volitiven Faktoren macht der Ausprägungsgrad bei den technomotorischen Fertigkeiten (Technik), den taktisch-kognitiven Fähigkeiten und Fertigkeiten (Taktik) sowie den konditionell-koordinativen Fähigkeiten (Kondition) die eigentliche Spielfähigkeit aus, die sich anschließend in Spielhandlungen niederschlägt und am Ende die Spielleistung bestimmt (vgl. HOHMANN 1985, 68).


Basketball ist eine situative Sportart und stellt demzufolge hohe Anforderungen an Wahrnehmungs-, Antizipations- und Entscheidungsprozesse, an das situationsadäquate Orientieren, genaue Differenzieren, auswählende Reagieren, an das schnelle Entscheiden und gegebenenfalls zweckmäßige Umstellen – an koordinative Leistungsvoraussetzungen also (vgl. HIRTZ/SASS 1988, 411-412).


Ausgangspunkt der vorliegenden Untersuchung war die Frage, in welcher Weise die „Komponente Koordination der motorischen Handlungskompetenz“ (HIRTZ 1995, 103) in verschiedenen deutschen Nachwuchs-Leistungssport-Konzeptionen Eingang findet. Anwendungsfelder wären zum Beispiel die Talentsuche, Talenterkennung, Talentsichtung, Talentauswahl, Talentförderung und Talentbewahrung. Den Schwerpunkt der Analyse bildeten Dokumente der Basketball-Fachverbände, in denen nach Aussagen über die koordinative Ausbildung von Kaderspielern und Kaderspielerinnen geforscht wurde. Der Vollständigkeit halber sind auch Quellen des Deutschen Sportbundes mit einbezogen worden.


Folgenden Leitfragen ging die Untersuchung nach:




  1. Welche begriffliche Form ist in den Konzeptionen für die Vorgänge der Bewegungskoordination bzw. Bewegungsregulation verwendet worden ?



  2. Werden koordinative Leistungsvoraussetzungen als Sichtungs-, Trainings- oder/und Kontrollinhalte (Wettkampfinhalte) beschrieben ?



  3. Welche Bedeutung wird den koordinativen Leistungsvoraussetzungen für die Basketball- Ausbildung von talentierten Kindern und Jugendlichen beigemessen ?



  4. Gibt es didaktisch-methodische Hinweise für die Verbesserung koordinativer Leistungsvoraussetzungen im Basketball-Trainings- bzw. –Wettkampfprozeß ?



  5. Lassen sich aufeinander bezugnehmende Aussagen über die koordinativen Leistungsvoraussetzungen zwischen den einzelnen Dokumenten etwa in Form eines Spiralcurriculums erkennen (Deutscher Sportbund ® Deutscher Basketball Bund ® Basketball-Landesverbände ® Basketball-Bezirksverbände ® Basketball-Vereine/-Internate) ?


Das besondere Augenmerk der Untersuchung lag dabei auf dem Altersbereich der 11 – 15jährigen Talente (D-/C-Jugend im Basketball), die als sogenannte D-Kader in der Förderung vor allem der Bezirks- und Landesverbände, z.T. auch schon des Bundesfachverbandes (D/C- und C-Kader) stehen.


Um Zusendung ihrer gültigen Leistungssport-Konzeptionen bzw. Rahmentrainingspläne waren in diesem Zusammenhang Ende Juni 1997 die Verbände Deutscher Basketball Bund, Basketball-Verband Baden-Württemberg, Bayerischer Basketball-Verband, Berliner Basketball Verband, Hessischer Basketball-Verband, Niedersächsischer Basketball-Verband, Basketball-Verband Rheinland-Pfalz und Westdeutscher Basketball-Verband gebeten worden. Die genannten Landesverbände repräsentieren die in den letzten zehn Jahren bei Bundessichtungsturnieren, den Bundesjugendtreffen und Bundesjugendlagern des Deutschen Basketball Bundes, erfolgreichsten Verbände (Plazierungen und Kader-Nominierungen).


Die Quellen des Deutschen Sportbundes wurden als überfachliche Richtlinien mit Grundsatz- und Vorgabecharakter verstanden und dienten als Ergänzung. Mit ihnen beginnt die Dokumentenanalyse.


 


2. Dokumentenanalyse


Bereits in seiner Grundsatzerklärung „Kinder im Leistungssport“ aus dem Jahre 1983 fordert der DEUTSCHE SPORTBUND (DSB), die „gesamten motorischen Anlagen, die personalen Fähigkeiten … des Kindes … im Sport zu fördern. Eine zu frühe Spezialisierung in einzelnen Sportarten oder –disziplinen und auf eng begrenzte motorische Fertigkeiten muß dabei vermieden werden“ (Deutscher Sportbund, Hrsg., Kinder im Leistungssport 1983, 4). Mit Kindern sind Mädchen bis ca. 12 und Jungen bis ca. 13 Jahren gemeint, die mehrmals wöchentlich ein langfristig geplantes und organisiertes Training zur systematischen Leistungssteigerung betreiben und regelmäßig an Wettkämpfen teilnehmen (S. 3). „Inhalte und Methoden des Trainings müssen kindgemäß sein; Bewegungsvielfalt und eine vielseitige konditionelle Ausbildung haben Vorrang vor einer frühen Spezialisierung“ (S. 5).


In seiner Erklärung „Belastbarkeit und Trainierbarkeit im Kindesalter“ stellt der DSB fest, daß sich das Kind „in den prinzipiellen Reaktionen seines Bewegungsapparates und seiner inneren Organe nicht vom Erwachsenen“ unterscheidet. Und weiter: „Gleichwohl bestehen teilweise quantitative und bis zu einem gewissen Grad auch qualitative Unterschiede im Verhältnis Reiz-Reizantwort“ (Deutscher Sportbund, Hrsg., Belastbarkeit und Trainierbarkeit im Kindesalter 1989, 4). „Dem Kind sollte Gelegenheit geboten werden, alle wichtigen motorischen Eigenschaften zu üben und zu verbessern, um sich diejenigen Sportformen aussuchen zu können, die seinen Fähigkeiten, Bedürfnissen und Neigungen am besten entsprechen. Eine zu frühe Spezialisierung, d.h. zu frühe Festlegung … unter Durchführung lediglich eines sportartspezifischen Trainings, ist zu vermeiden“ (S. 4-5). Gesundheitlich negative Aspekte in Form von Verletzungen oder Schädigungen – aus orthopädischer wie internistischer Sicht – können in Erscheinung treten, wenn „die mit hohem zeitlichen Aufwand betriebene einseitige körperliche Belastung im Leistungssport andere motorische Beanspruchungsformen, die auch zur gesundheitlichen Selbstverwirklichung gehören, zu kurz kommen lassen“ (S. 6). Aus trainingsphysiologischer Sicht ist das Kind im Gegensatz zum Erwachsenen hinsichtlich seiner motorischen Eigenschaften wesentlich weniger spezialisiert bzw. vielseitiger. Das Training sollte daher „überwiegend in komplexer Form ablaufen“ (S. 9). „Im Vordergrund des Trainings stehen beim Kind die koordinativen Fähigkeiten. Mit dem Erlernen möglichst vielseitiger Bewegungsmuster sollte früh begonnen werden, um die Basis für spätere Lernphasen zu bilden. Dabei ist auf ein breites Bewegungsangebot mehr Wert zu legen als auf eine Intensivierung der Kenntnisse in Einzelsportarten. Hier werden bisher die in den Kindern vorhandenen Möglichkeiten in der Schule und im darüber hinausgehenden sportlichen Training nicht annähernd ausgeschöpft“ (S. 10).


Talentsuche und Talentförderung stellen für den DSB in seiner Schrift „Grundsätze für die Kooperation zur Förderung des Leistungssports“ (vgl. Deutscher Sportbund, Hrsg., 1990, 7) die Grundlage für den Spitzensport dar. Hierfür ist eine durchgängige Schulungsstruktur – ausgehend von der Bundesebene über die Landes-, Bezirks-, Vereins- bis zur Schulebene – und ein von allen „Kooperationspartnern“ anzustrebender systematischer Trainingsaufbau sicherzustellen (S. 7). „Allgemeine Kriterien (für die Talentsuche, Anm. d. Verf.) können sein: …, Bewegungsbegabung, vielfältige Bewegungserfahrungen sowie Lern- und Leistungsfortschritte in einer bestimmten Zeiteinheit“ (S. 8). Als Maßnahmen der Talentsuche werden u.a. auch sportmotorische Tests genannt (S. 9). Auch „Wettkampfplanung und Wettkampfsystem dürfen keine zu frühe Spezialisierung erzwingen, sondern müssen zunächst sportartgerichtete Vielseitigkeit im Training offenhalten“ (S. 21).


In seinen „Anforderungen an das Nachwuchskonzept des Deutschen Sportbundes und dessen Realisierung“ formuliert der DSB: „Die Spitzenverbände (im vorliegenden Untersuchungsfall der Deutsche Basketball Bund, Anm. d. Verf.) stellen für die Kader D/C – D3 detaillierte Rahmentrainingspläne zur Verfügung, die auch die Fragen nach den Trainingsstrukturen beantworten. Dabei ist eine zu frühe Spezialisierung in Training und Wettkampf zu vermeiden. Dagegen kann mit einer optimalen Entwicklung der allgemeinen sportartgerichteten und sportartspezifischen koordinativen Fähigkeiten im Grundlagen- und Aufbautraining nicht früh genug begonnen werden. Allgemein vielseitige und sportartenorientierte komplexe Grundausbildung bieten bessere Voraussetzungen für eine spätere Leistungsentwicklung von Talenten“ (Deutscher Sportbund, Hrsg., Talent- und Nachwuchsförderung im Leistungssport 1991, 4). Die Rahmentrainingspläne müssen „curricularen Ansprüchen gerecht werden und auch flankierende Kontrolltests beinhalten“ (S. 10) sowie „wissenschaftlich fundiert“ sein (S. 13).


„Die Inhalte des Trainings oder der Übungsstunden orientieren sich hier (in Verein und Schule, Anm. d. Verf.) weitgehend sportartübergreifend auf der Basis einer möglichst breiten Entwicklung der motorischen Grundeigenschaften wie auch der koordinativen Bewegungserfahrungen“ (S. 6). Diese Aussage gilt vor allem für die Talenterfassung der sog. E-Kader (9-11 Jahre). „In den D1 – D4-Kadern findet das spezielle Grundlagen– (D1 + D2) und Aufbautraining (D3 + D4) statt, das neben der Weiterentwicklung allgemeiner konditioneller und koordinativer Fähigkeiten dann auch zunehmend die technomotorische Entwicklung in einer Spezialsportart in den Mittelpunkt des Trainings rückt“ (S. 7). Zu den Kaderkriterien/Talentkriterien der Auswahl gehören auch Punkte wie „Fähigkeit zu taktisch richtigem Handeln“, „Sportmotorische Eigenschaften“ oder „Lernfähigkeit“ (S. 9).


Bei den Wettkampfsystemen wird eine zu frühe Spezialisierung beklagt. „Je früher ein Wettkampfsystem spezialisiert wird, um so früher wird im Training spezialisiert; …“ (S. 14). Als Problem für die Neugestaltung der Wettkampfsysteme werden nicht nur die bestehenden Verbandsstrukturen gesehen sondern auch die fehlenden wissenschaftlichen Begründungen der für eine Sportart im jeweiligen Altersabschnitt leistungs- und entwicklungsbestimmenden Inhalte. „Es bleibt jeweils zu prüfen, ob die für die jeweilige Altersstufe angesetzten Zusatzaufgaben auch wirklich z.B. die erhöhten Anforderungen der Koordination beinhalten oder ob nur zusätzlich Parameter der physischen Leistungsfähigkeit hinzugefügt wurden“ (S. 14). Weiterhin bleibt die Frage, „ob Steigerungen des Schwierigkeitsgrades der Lern- und Koordinationsaufgaben in einer sinnvollen aufsteigenden Linie innerhalb der Wettkampfsysteme eingebaut werden können“ (S. 14).


Bei den Wettkampfprogrammen auf Schulebene sollten die bisherigen Anforderungen „so ergänzt und verändert werden, daß die Entwicklung der allgemeinen motorischen Grundlagen abgeprüft werden“ kann. Dies hätte zur Folge, „daß im Sportunterricht die nicht sportartspezifischen Elemente intensiver geschult werden müssen“ (S. 15).


Einen größeren Raum nimmt in der genannten Quelle die „Sportartgerichtete Vielseitigkeit in Training und Wettkampf“ ein (S. 19-21). Dies wird „vor allem im D1/D2-Bereich und vor allem für die sportartspezifischen Koordinationsfähigkeiten“ postuliert (S. 19). Bezüglich des Streits „Vielseitigkeit versus Frühspezialisierung“ ließen umfangreiche Erfahrungen aus der Praxis, Untersuchungen und Vergleiche aus der ehemaligen DDR und wenige wissenschaftliche Experimente die Schlußfolgerung zu, „den langfristigen Leistungsaufbau so zu gestalten, daß eine Verlängerung der Anstiegsphase der Leistungsentwicklung über das bisherige Maß hinaus gewährleistet wird“ (S. 20). „Tatsache ist, daß die nachweisbare Forcierung insbesondere der spezifischen Belastungsanforderungen im Grundlagen- und Aufbautraining de facto zu einer Verkürzung der Ausbildungszeit führt“ (S. 20). In Anlehnung an MARTIN 1991 (vgl. auch MARTIN u.a. 1994) wird eine Verschiebung von den quantitativen Komponenten der Belastungsanforderung hin zu den eher qualitativen Belastungssteigerungen im Kinder- und Jugendtraining diskutiert. Ohne ein erhebliches Mehr an Zeitaufwand könnten die geforderten Beanspruchungssteigerungen durch: „1. die kontinuierliche Steigerung des Schwierigkeitsgrades der Lern- und Koordinationsanforderungen; 2. die größere Verdichtung der Lern- und Koordinationsanforderungen; 3. die kontinuierliche Verbesserung der inter- und intramuskulären Koordination mit dem Ziel der Erhöhung der Kraftbildungsgeschwindigkeit der Muskulatur bei geringen Widerständen“ (S. 21) realisiert werden.


Die „Leistungssport-Konzeption 1993-1996 des DSB betont ausdrücklich, daß Begabtenförderung auch die konsequente Einbindung von sportwissenschaftlicher Forschung benötigt (vgl. Deutscher Sportbund, Hrsg., Leistungssport-Konzeption 1993-1996, 1992, 9). Die inhaltliche Orientierung der Nachwuchsförderung „soll an einer möglichst breiten Entwicklung der motorischen Grundeigenschaften wie auch der koordinativen Bewegungserfahrung mit Mindestanforderungen (nicht Maximalanforderungen) ausgerichtet sein und als kindgemäßes Eignungs- und Talenterkennungstraining durchgeführt werden“ (S. 34). Zu diesem Zweck sind die Wettkampfsysteme neu zu gestalten bzw. entscheidend zu verändern, „um entsprechende Anpassungen des Trainingsprozesses im Sinne eines alters- und entwicklungsmäßigen langfristigen Trainingsaufbaus sicherzustellen“ (S. 35).


Die im Nationalen Spitzensport-Konzept des DSB von 1992 festgelegten Eckpunkte werden im jüngsten „Nachwuchs-Leistungssport-Konzept“ von 1997 detailliert und präzisiert. Einbezogen sind darin die Überlegungen und Ergebnisse der oben bereits besprochenen DSB-Grundsatzpapiere.


Eine an wissenschaftlichen Erkenntnissen orientierte hochwertige Ausbildung und Förderung im Nachwuchsbereich ist unabdingbar, sollen persönliche Spitzenleistungen im Höchstleistungsalter der Erwachsenen erbracht werden (vgl. Deutscher Sportbund, Hrsg., Nachwuchs-Leistungssport-Konzept 1997, 6). Nach Ansicht des DSB entspricht das Niveau der bedeutsamen Leistungsvoraussetzungen der Nachwuchssportler/-innen in manchen Sportarten allerdings nicht mehr den Anforderungen für spätere Erfolge. Sportliche Spitzenleistungen können aber „nur dann erreicht werden, wenn die erforderlichen physischen, techno-motorischen und psychisch-affektiven Grundlagen bereits im Kindes- und Jugendalter gelegt werden. Das erfordert, die Besonderheiten im Entwicklungsprozeß der Kinder und Jugendlichen zu beachten und den Trainingsprozeß entsprechend … systematisch und altersgerecht zu gestalten“ (S. 9). Nachwuchstraining muß perspektivischen Charakter haben. „In seinem Verlauf werden Leistungsvoraussetzungen für die weitere sportliche Entwicklung akzentuiert und Voraussetzungen für die weitere Erhöhung der Trainingsanforderungen und der Belastbarkeit geschaffen“ (S. 9).


„Bis zum Abschluß der geschlechtlichen Reife, der Pubeszenz, erhalten folgende Entwicklungsrichtungen eine deutlich höhere Wichtung:





  • Rechtzeitige Ausbildung bewegungsregulierender (koordinativ-technischer) Leistungsvoraussetzungen zur Vorbereitung und Ausprägung des sporttechnischen Könnens und des technischen und technisch-taktischen Repertoires in der erforderderlichen Breite,



  • Frühzeitige Entwicklung neuromuskulärer Leistungsvoraussetzungen zur Ausbildung zyklischer und azyklischer Schnelligkeits- und Schnellkraftleistungen in Verbindung mit der Koordinationsstruktur sportartgerichteter Handlungsabläufe,



  • Vielseitige athletische Vorbereitung zur Entwicklung höherer Basisleistungen und zur Steigerung der Belastbarkeit entsprechend den Anforderungen der jeweiligen Sportart“ (S. 10).


Als Maßnahmen der Talentsuche werden u.a. genannt: Sportmotorische Tests und Überprüfungen, auch in Wettbewerbsform (z.B. Vielseitigkeitswettbewerbe) sowie „Größensichtungen“ für Sportarten mit relativ großer Abhängigkeit von konstitutionellen Voraussetzungen (S. 11).


Die Spitzenfachverbände sind nicht nur verpflichtet, Rahmentrainingspläne als Entwicklungskonzepte für einzelne Trainingsetappen mit etappenspezifischen Zielen und Aufgaben, trainingsmethodischen Leitlinien und Überprüfungsprogrammen zu erarbeiten, sondern auch Anforderungsprofile und Kaderkriterien insbesondere für die Ausbildung der relevanten Leistungsvoraussetzungen zu erstellen (S. 11, 16).


In der Struktur des langfristigen Trainings- und Leistungsaufbaus folgt auf die Allgemeine Grundausbildung (Talentsuche) die erste Etappe des Nachwuchstrainings, ein 3-4jähriges Grundlagentraining der D1-/D2-Kader, mit einer vielseitigen sportartgerichteten Ausbildung. „Als Lern- und Eignungserkennungstraining zielt es darauf ab, grundlegende und sportartspezifische Leistungsvoraussetzungen unter Nutzung der entwicklungsgemäßen Spezifika, insbesondere bewegungsregulierende und neuromuskuläre Leistungsvoraussetzungen, herauszubilden“ (S. 12).


Die zweite Etappe des Nachwuchstrainings mit einer vielseitigen sportartspezifischen Ausbildung (Anfangsspezialisierung) ist das 3-4jährige Aufbautraining der D3-/D4- und eventuell D/C- oder C-Kader. Ziele sind hier u.a. die Steigerung des Niveaus allgemeiner und spezieller Leistungsvoraussetzungen wie Feinkoordination sportartspezifischer Bewegungshandlungen oder Erweiterung der technisch-taktischen Handlungsfähigkeit (S. 13).


Training und Wettkampf stehen in enger gegenseitiger Wechselwirkung, wobei Wettkämpfe Trainings- und Kontrollfunktion besitzen. Insbesondere im Grundlagen- aber auch im Aufbautraining sollten trainierbare Leistungsvoraussetzungen zu Wettkampfinhalten angehoben werden. „Neben der Bewertung der spezifischen Leistung sind allgemeine und spezielle Leistungsvoraussetzungen zu ermitteln, um so ihre perspektivisch bedeutsame Herausbildung zu unterstützen“ (S. 15). Die konzeptionelle Verantwortung hierfür tragen wiederum die Spitzenfachverbände durch Rahmenkonzeptionen und Rahmentrainingspläne. Entscheidende Bedeutung wird neben der Richtlinienkompetenz der Spitzenfachverbände (für die Sportart Basketball ist dies der Deutsche Basketball Bund, Anm. d. Verf.) der Abstimmung mit den Landesfachverbänden über inhaltlich-methodische Leitlinien für den gesamten Trainings- und Leistungsaufbau zukommen (S. 50).


Es folgen die fachspezifischen Analysen der Basketball-Leistungssport-Konzeptionen, beginnend mit denen des Deutschen Basketball Bundes und daran anschließend in alphabetischer Reihenfolge diejenigen der Landesfachverbände.


Der DEUTSCHE BASKETBALL BUND (DBB) als Spitzenfachverband besitzt drei unterschiedliche Leistungssport-Konzeptionen für den Nachwuchsbereich, unter ihnen zwei getrennte Spielkonzeptionen für die weiblichen und männlichen Nationalkader.


Mit der gemeinsamen „Rahmentrainingskonzeption für Kinder und Jugendliche im Leistungssport“ legt der DBB in Zusammenarbeit mit dem Westdeutschen Basketball-Verband (WBV) und dem Basketball-Verband Baden-Württemberg (BBW) ein umfassendes Werk zur athletischen, technischen und taktischen Ausbildung von Basketballspielerinnen und –spielern vor (Vgl. Seite 10ff. dieser Analyse).


CLAUSS nennt seine „Konzeption für den C-Kader weiblich“ (Kadettinnen/Juniorinnen) ein „Nachschlagewerk über die Struktur und Inhalte der Talentförderung der DBB Jugendkadermannschaften im weiblichen Bereich“ (Deutscher Basketball Bund, Hrsg., CLAUSS: Konzeption 1994/95. C-Kader weiblich. Kadettinnen/Juniorinnen. Hagen 1994, 4).


Als Leitideen formuliert CLAUSS u.a., daß „jeder Spieler im Wettkampf alle seine Fertigkeiten und Fähigkeiten situationsgemäß und variabel anwenden können“ muß, daß sich die Leistungssteuerung an der Entwicklung der Spielfähigkeit orientieren soll, eine vielseitige athletische Ausbildung – z.B. auch durch alternative Sportarten – sowohl in qualitativer als auch quantitativer Hinsicht anzutreben ist und die Planung langfristig zu erfolgen hat (S. 5).


Im Rahmen der Talentförderung umfaßt Stufe 1 die Grundausbildung der unter 10jährigen Kinder in den Mini-Gruppen. Das Grundlagentraining folgt auf Förderstufe 2 für die 10-12jährigen Minis und D-Jugendlichen. Ein erster Teil des Aufbautrainings findet auf Förderstufe 3 mit den 12-14jährigen in der D- und C-Jugend (D1-/D2-Kader der Landesverbände) statt, während der zweite Teil des Aufbautrainings (Förderstufe 4) mit den 14-16jährigen in der C- und B-Jugend (D3-/D4-Kader der Landesverbände) abläuft. Die letztgenannte Altersgruppe kann auf Förderstufe 5 auch bereits vom Leistungstraining in der C-/B-Jugend (D/C-Aufbaukader des Bundesverbandes) betroffen sein (S. 6).


Weitere 105 Seiten dieser DBB-Quelle befassen sich ausschließlich mit der Spielkonzeption des weiblichen C-Kaders im taktischen und strategischen Bereich, wobei eine Vielzahl von Verteidigungs- und Angriffsmaßnahmen erläutert werden. Auf die Koordination als Komponente der motorischen Handlungskompetenz im Sportspiel Basketball – sicherlich auch ein „Inhalt der Talentförderung“ – wird weiterhin nicht näher eingegangen.


Die „Spielkonzeption der männlichen Jugend“ im DBB stellen WEHNER/KÄMPF vor (Deutscher Basketball Bund, Hrsg., WEHNER/KÄMPF: Leistungssportkonzept Jugend. Hagen 1995). In einem Vorwort zu diesem Leistungskonzept zeigen sich Roland Geggus, DBB-Präsident, und Ingo-Rolf Weiss, DBB-Vizepräsident für Jugend und Schulsport, erfreut darüber, daß mit diesem Werk die „leistungssportlichen Grundlagen und Zukunftsüberlegungen für den Leistungssport Basketball im Bereich Jugend umfassend“ dargestellt werden.


Unter den „Allgemeinen Voraussetzungen“ der „Team-Mann-Mann-Verteidigung“ steht: „Die Fähigkeit, in der Verteidigung zu denken ist wesentlich. … Das Lesen der Offense ist Teil dieser Fähigkeit, Konzentration darauf ist ein Muß. Die Frage: Was will der Gegner jetzt überhaupt tun? sollte von jedem jederzeit gestellt werden“ (S. 15, unterstrichener Text im Original in Anführungszeichen, Anm. d. Verf.). Angesprochen ist hier die Fähigkeit zur Antizipation, einem Element der koordinierten Handlungsregulation. Unter den Stärken dieser Mann-Mann-Verteidigung liest man: „Flexibilität und Variabilität sind ein wesentliches Merkmal dieser Defense“ (S. 16). Einige Grundprinzipien der Verteidigung lassen Bezüge zu verschiedenen koordinativen Leistungsvoraussetzungen erkennen. „Der Ball muß zu jeder Zeit gesehen werden. … In komplexen Situationen kommt dem Sehen des Balles entscheidende Bedeutung zu“, … . Und an anderer Stelle: „Jeder Spieler muß jederzeit bereit sein zu reagieren. Eine stabile, gut balancierte aggressive Grundhaltung ist die Voraussetzung für jede individuelle und kollektive Verteidigungsfähigkeit“. „Ein excellentes Verteidigungs-Team kommt mit einem Minimum an plötzlichen Korrekturen aus durch ständiges Antizipieren und Angleichen an die Situation“, wobei ein permanentes, stufenweises Regulieren der Feldpositionen notwendig ist (S. 18).


Auf den folgenden 75 Seiten dieses Konzepts (S. 22-97) werden spezielle Verteidigungs-Taktiken und –Techniken (Halb-Feld-Mann-Mann-Verteidigung, Blockbekämpfung, Double-Teams, Ausboxen) behandelt.


Besondere Merkmale der DBB-Angriffskonzeption (Fast Break-Angriff auf S. 99-112, Motion-Angriff gegen Mann-Mann-Verteidigung auf S. 113-133, Doppel Low-Angriff gegen Ball-Raum-Verteidigung auf S. 135-159) sind aus der Sicht der Bewegungskoordination und Handlungsregulation das schnelle Umschalten von Abwehr auf Angriff beim Fast Break (Transition, S. 111), das Lesen der Verteidigung und damit situationsadäquate Reagieren in der Offensive (z.B. durch Schaffen von Überzahlverhältnissen oder die Aufrechterhaltung einer Floor-Balance im Angriff) verbunden mit der Fähigkeit, selbständig möglichst optimale Lösungen für bestimmte Standardsituationen zu finden (S. 115). „Die Spieler müssen eigenverantwortlich Entscheidungen treffen, die den Situationen angemessen sind“ (S. 137). Von den Spielern werden u.a. folgende technisch-taktische Voraussetzungen (Grundelemente) verlangt: Täuschungen zu beherrschen und anzuwenden, Gegnerkontakt aufzunehmen und auszunutzen, durch korrekte Fußarbeit mit und ohne Ball immer korbgefährlich zu sein oder Lauf- und Sprung-Timing hin zum Ball zu zeigen (S. 117-124).


Koordinative Leistungsvoraussetzungen werden in diesem Konzept lediglich indirekt und als eine der Vorbedingungen für den taktischen Handlungsvollzug angesprochen. Auffällig ist, daß der kognitive Anteil der Bewegungsregulation auf diesem Niveau (nationale C-Kader der 14- bis 17jährigen) bereits einen hohen Stellenwert erhält und die Bewegungs- bzw. Spielerfahrung eine wichtige Rolle spielt.


In seinem „Strukturplan 1993–1996“ hebt der DBB für die „Internate/Teilzeitinternate“ hervor, daß als Trainingsinhalte die „Allgemeine körperliche Ausbildung, Schwerpunkt auf Vielseitigkeit, Ausgleichstraining bei besonderen Längenwachstumsschüben“ im Vordergrund stehen sollen (vgl. Deutscher Basketball Bund, Hrsg., Strukturplan 1993-1996, 1993/1994, 24).


Der BASKETBALL-VERBAND BADEN-WÜRTTEMBERG (BBW) stützt sich hinsichtlich seiner Nachwuchsförderung inhaltlich vor allem auf die gemeinsame Rahmentrainingskonzeption mit DBB und Westdeutschem Basketball-Verband (vgl. LandesSportBund & Kultusministerium des Landes Nordrhein-


Westfalen, Hrsg., 1995, Seite 10ff. dieser Analyse). Das eigene Landes-Leistungskonzept gibt ausschließlich die strukturell-organisatorischen Richtlinien vor. Inhalte im Sinne des Untersuchungsthemas sind auch im Lehrbuch „Basketball für Trainer, Übungsleiter, Lehrer“ (vgl. Basketball-Verband Baden-Württemberg, Hrsg., 1997) beschrieben. Auf diese Quelle beziehen sich die folgenden Ausführungen.


Dem Thema der „Koordinativen Fähigkeiten“ (S. 9-14) wird ein vergleichsweise breiter Raum gewährt. Der Begriffserklärung (S. 9/10) – nach HIRTZ ist von den bekannten sieben Teilkomponenten auszugehen – folgen knappe Ausführungen zur Bedeutung koordinativer Fähigkeiten für das Sportspiel Basketball. Hiernach sind sie „Grundlage einer guten Lernfähigkeit“ und besitzen Voraussetzungscharakter für die Spielfähigkeit (S. 10/11 und 45). Es werden zahlreiche Übungsbeispiele zu einzelnen Teilkomponenten, zum Passen und Dribbeln sowie zu den Kleinen Spielen vorgestellt. Lohnend ist die Schulung koordinativer Fähigkeiten besonders im Bereich des Grundlagentrainings und zwar durch Variationen des Übens, der Bewegungsausführung und der Übungsbedingungen (S. 11-14).


Interessanterweise wird das 3. Kapitel über die „Koordinativen Fähigkeiten“ dem großen Technik-Teil des Lehrbuchs (S. 15-44) vorangestellt, der mit Kleinen Spielen zum Fangen, Dribbeln und Passen abschließt. „Koordinative Leistungsvoraussetzungen“ finden auch Berücksichtigung im Abschnitt über die „Spielfähigkeit“. Merkmale der vorgeschlagenen „Spielreihe“ sind ständige Situationsänderungen, die adäquate Spielerreaktionen notwendig machen, Veränderungen und Anpassungen der Spielregeln sowie kooperative Lösungen für bestimmte Aufgaben (S. 45-49). Als führende Elemente der Bewegungsregulation im Basketball erscheinen auch die unter „6. Individual- und Gruppentaktik“ genannte Informationsaufnahme und –verarbeitung, denen eine situationsangepaßte Zielhandlung entspringt (S. 50). Täuschungen mit und ohne Ball (S. 51-53) dürfen als Beispiele für den situativen Einsatz von sportartspezifischen Techniken gegen eine Störgröße (Gegenspieler) verstanden werden und besitzen von daher einen erheblichen koordinativen Anspruch. Wie überhaupt die beschriebenen individual- und gruppentaktischen Verhaltensweisen in Angriff und Verteidigung (S. 50-69) ein gut ausgebildetes koordinatives Niveau zur Voraussetzung machen.


Auf die Verbesserung der Faktoren „Spielfähigkeit“ (S. 130) – hier u.a. mit den Aspekten Wahrnehmungsfähigkeit, Antizipation, Reizverarbeitung und Entscheidungshandeln – sowie „Koordination“ (S. 132) geht abschließend auch der Rahmentrainingsplan für den D1/D2-Kader ein. Die Koordination gehört danach als „Abstimmung von Teilbewegungen für eine gesamte Bewegung“ zu den leistungsbestimmenden Faktoren im Basketball. „Ihre Schulung, Verbesserung und ihr Erhalt sollte daher fester Bestandteil jedes Trainings in jeder Altersstufe sein“ (S. 130). Im Alter zwischen 10-13 Jahren (D1) steht die Entwicklung und Verbesserung durch vielfältige und variable Übungsformen im Vordergrund, während es zwischen 13-15 Jahren (D2) aufgrund der Pubeszenz vor allem um den Erhalt der Fähigkeiten geht.


Auch das „Jugendleistungssportkonzept“ des BAYERISCHEN BASKETBALL-VERBANDES (BBV) befaßt sich eher mit der Förderstruktur des Landesverbandes als mit konkreten Trainingsinhalten. Als Ergänzung ist daher die „Anlage 4“ zu verstehen, die gewissermaßen einen „Lehrplan“ darstellt, der Trainingsinhalte für verschiedene Altersgruppen enthält (vgl. Bayerischer Basketball-Verband, Hrsg., Jugendleistungssportkonzept mit Anlage, 1998).


Basketball wird als sehr komplexe Sportart gesehen, die eine „behutsame, langjährige, systematische Förderung jugendlicher AthletInnen notwendig“ macht (S. 4). Zunächst sollte die individuelle Ausbildung der Jugendlichen perfektioniert, bevor gruppen- und mannschaftstaktische Ziele verfolgt werden. Unter den Talentsichtungskriterien wird die „Koordiniertheit“ als „observatives“ (äußeres) Kriterium genannt. In der „Prioritätenliste, die aufgrund der jeweiligen Beeinflußbarkeit im Verhältnis zur Wichtigkeit für das Basketballspiel“ aufgestellt wurde, rangiert die Koordiniertheit als „beeinflußbares Kriterium“ hinter Antropometrie (nicht beeinflußbar), Athletik und Spielintelligenz (beide schwer beeinflußbar) an vierter Stelle (S. 14).


Bei den Minis (bis 11 Jahre) wie bei der D-Jugend (12-13 Jahre) steht die „Schulung vortechnischer Grundlagenmotorik, insbesondere des Laufens und Springens, aber auch der Beweglichkeit, des Gleichgewichts und des Reaktionsvermögens“ bei den technisch-taktischen Lernzielen an erster Stelle.


Hierfür werden auch andere Sportarten (Leichtathletik, Volley-, Hand- und Fußball) eingesetzt. Täuschungen und „Bewegungsverbindungen“ z.B. tragen höheren koordinativen Anspruch (Anlage, Seite 1-2). Bei der C-Jugend (14-15 Jahre) werden als „Merkmale für Leistungssportler“ u.a. genannt: „ … , körperliche Voraussetzungen, Beweglichkeit, hohe Koordiniertheit, …“ (Anlage, S. 2). Unter den technisch-taktischen Lernzielen erscheint bei der Schulung „vortechnischer Grundlagen“ auch: „Verbesserung der allgemeinen Koordination durch Vielfalt des Sportangebots (z.B. Leichtathletik, Volleyball, Badminton, Turnen, etc.)“ (Anlage, S. 3). Täuschungen und Bewegungsverbindungen sind auf den Ebenen „Beherrschen, Festigen und Erlernen“ zu realisieren (Anlage, S. 3).


Zu den Sichtungskriterien zählt der „Rahmentrainingsplan“ des BERLINER BASKETBALL VERBANDES (BBV) unter den körperlichen und psychischen Voraussetzungen auch „koordinative Fähigkeiten“ wie die Reaktionsfähigkeit, die Orientierungsfähigkeit, die Gleichgewichtsfähigkeit und die allgemeine motorische Lernfähigkeit. Als Koordinationstests werden für die Sichtung vorgeschlagen ein – nicht näher bezeichneter – Dribbeltest und das Seilspringen (jump-rope) über 1 bzw. 3 Minuten (vgl. RÜBER/ZEHLEN 1994, 2).


Die Schulung des „Koordinationsvermögens“, schnelligkeitsbetonte Übungen und das Erlernen und Beherrschen der Grundtechniken (Grundschule) in der Grobform sind u.a. Trainingsschwerpunkte des Grundlagentrainings. Die Festigung der „Bewegungskoordination“, ein akzentuiertes Schnelligkeits- und Schnellkrafttraining, die Festigung der Grundschultechniken (Feinform) in spielnahen Bedingungen (teilaktiver und aktiver Gegner) sowie das Spielen in Unter- und Überzahl finden sich u.a. im Rahmen des Aufbautrainings (S. 3).


Merkmale und Tendenzen im Spiel der Jugendmannschaften auf internationaler Ebene sieht der Berliner Rahmentrainingsplan u.a. im Versuch des Schnellangriffs nach jedem Ballgewinn sowie in einer tiefen Verteidigungsgrundstellung, wobei „ … situative Bein- und Armarbeit gegen Angreifer mit oder ohne Ball“ angezeigt ist (S. 5).


Obige wie nachfolgend genannte Technik-Taktik-Elemente der bezeichneten Quelle besitzen nach Ansicht des Verfassers dieser Analyse einen höheren koordinativen Anspruch an die Bewegungs- bzw. Handlungsregulation im Basketball infolge von Wahrnehmungsprozessen, die durch schnelle Situationswechsel, die Kopplung von Teilbewegungen, eine Distribution der Aufmerksamkeit und die motorische Antizipation bedingt sind. Sie sind nachfolgend exemplarisch aufgeführt.


Power-Korbleger, Sprungwürfe und Pässe aus dem Dribbling sollen in der D-Jugend erlernt und in der C-Jugend automatisiert werden. Gleiches gilt z.B. für Handwechsel, das Schleifen- und Back-Up-Dribbling. Tempo- und Richtungswechsel bei Dribbling und Fußarbeit, Schritt- und Sprungstops sowie Sternschritte und die Körper-, Paß-, Wurf- und Dribbeltäuschungen werden bereits in der D-Jugend erlernt und automatisiert. Täuschkombinationen sind ausschließlich in der C-Jugend anzustreben. Die Anwendung als dritte Lernerwerbsphase ist für die meisten Elemente vor allem in der C-Jugend vorgesehen. Nur Sprungwürfe, Pässe aus dem Dribbling und Täuschkombinationen stehen erst in der B-Jugend (14 – 16 Jahre) zur Anwendung an. Unter den gruppentaktischen Verteidigungsmaßnahmen sind z.B. die Verteidigung des Schneidens sowie das Absinken/Aushelfen in der D-Jugend zu erlernen und in der C-Jugend zu automatisieren, während „Helfen und zurück“ sowie „Hilf dem Helfer“ zwar in der C-Jugend erlernt, aber erst in der B-Jugend automatisiert und angewendet werden sollen (S. 8/9).


Das Verhältnis der Trainingsfaktoren in der D-Jugend sieht für die „Technik“ 50%, für die „Taktik“ 20%


und für die „Kondition“ 30% vor. Da diese Quelle die koordinativen Fähigkeiten unter den körperlichen Voraussetzungen auflistet (S. 2), sind sie hier dem Faktor „Kondition“ zuzurechnen. Allgemein soll dabei die „Verbesserung der Grundmotorik mit Akzent auf Schnelligkeit und Beweglichkeit“ angestrebt werden (S. 11).


Für die C-Jugend verändert sich das Verhältnis der Trainingsfaktoren in Technik 40%, Taktik 30% und Kondition 30%, wobei die „Verbesserung der konditionellen Grundlagen, Beweglichkeit, Schnelligkeit, Ausdauer, Krafttraining“ im Vordergrund steht (S. 14).


Interessant scheint, daß bereits die Minis (8 – 10 Jahre) zahlreiche Elemente vor allem aus den Trainingsinhalten zum Dribbeln, zur Fußarbeit und zu den Täuschungen erlernen und z.T. automatisieren


sollen. Die Verbesserung der „konditionellen Grundlagen“ wird im Verhältnis der Trainingsfaktoren hier mit 40% beziffert (S. 6/7).


Wie bereits im Rahmentrainingsplan des Berliner Basketball Verbandes nachzulesen, so zählt auch der HESSISCHE BASKETBALL-VERBAND (HBV) in seinem „HBV-Jugendkonzept“ (Teil 1) unter den Richtlinien für Sichtung und Training im Jugendalter die „koordinativen Fähigkeiten (Reaktionsfähigkeit, Orientierungsfähigkeit, Gleichgewichtsfähigkeit und allgemeine motorische Lernfähigkeit)“ zu den „körperlichen und psychischen Voraussetzungen“ (vgl. HBV-Jugendkonzept / Teil 1, 1988, 7). Als „Koordinationstest“ wird ein – an dieser Stelle ebenfalls nicht näher bezeichneter – Dribbeltest genannt (S. 7). Die „Schulung des Koordinationsvermögens“ steht unter den Trainingsschwerpunkten im Grundlagentraining an erster Stelle, ebenso wie im nachfolgenden Aufbautraining das „Festigen der Bewegungskoordination“ (S. 8).


Deutliche Unterschiede zum Rahmentrainingsplan des Berliner Basketball Verbandes werden beim Verhältnis der Trainingsfaktoren offenkundig. Bei den Minis macht das Training der „Konditionellen Grundlagen“ – hierzu werden die koordinativen Fähigkeiten gezählt – vergleichsweise nur 15% aus (S. 11). Im D- und C-Jugend-Alter („Kondition“) sind es gleichermaßen 20-30 % (S. 15, 17).


Berücksichtigt man eine Jahresperiodisierung des Trainings der D-Kader-Athleten – im HBV werden hierfür C- und B-Jugendliche erfaßt – so sind in der Nachsaison koordinative Aspekte bei den Ausgleichssportarten, bei der Grundschule der Technik, bei der speziell auf Schwächen eingehenden Konditions- und bei der Laufschulung vertreten (S. 26).


Darüberhinaus führt der HBV einen „Basketball-Dreikampf“ in Vereinen (Minis, D-/C-Jugend) und 3./4. Grundschulklassen durch, der als Motivations-, Hinführungs- und Diagnose-Instrument gesehen wird. In ihm sind – differenziert nach Minis und D-/C-Jugend sowie 3. und 4. Klassen – Testübungen zum Dribbeln, Passen und Werfen enthalten. Vor allem der durch die Ausführungs- und Kontrollbedingungen erzeugte Zeit-, Präzisions- und Komplexitätsdruck wirkt koordinativ anspruchsvoll (S. 30-34).


PRINZ/PAGANETTI (Hessischer Basketball-Verband, Hrsg., 1988, 1) vertreten die Auffassung, daß „ein gutes Kinder- und Jugendtraining nicht nur die sportartspezifische Ausbildung und Weiterbildung zum Ziel hat, sondern auch die Entwicklung ihrer konditionellen und koordinativen Eigenschaften maßgebend berücksichtigen muß“. „Die zu früh einsetzende enge Spezialisierung hat … eine mangelhafte Ausbildung der konditionellen und koordinativen Eigenschaften zur Folge“ (PRINZ/PAGANETTI, 1988, 1).


Die Autoren sehen die „Koordination“ als wichtiges Element des Trainings (S. 1) und vertreten die Auffassung, daß „die mangelnde konditionelle und koordinative Ausbildung letztlich für die meisten Verletzungen im Basketball verantwortlich“ ist (S. 2). Leider sei es nicht gelungen, die Trainer (im HBV, Anm. d. Verf.) auf die Notwendigkeit dieser vielseitigen motorischen Entwicklung im Altersbereich der 10- bis 14-jährigen Kinder hinzuweisen. Als Schlußfolgerung dieser Erkenntnis wurde ab 1988 eine „Änderung der Hessen-Meisterschaft der D-Jugend“ vollzogen mit dem Ziel, im Training eine verbesserte konditionelle und athletische Ausbildung zu erreichen (S. 2). Die Plazierung bei den Hessenmeisterschaften der D-Jugend hing in der Folgezeit nicht allein von den Spielergebnissen ab. Diese zählten ab 1990 zu 50%, das Schülersportabzeichen des DSB (8 – 12 Jahre) zu 25% und die Tests der koordinativen Fähigkeiten ebenfalls zu 25% (S. 3-7).


„Der Test für koordinative Fähigkeiten wird im Turnier (Vor- und Endrunde) mit allen Mannschaften nach dem 1. Spieltag in der Vorrunde und zwischen den Qualifikationsspielen in der Endrunde durchgeführt. Er wird von einer Kommission abgenommen. Die Ergebnisse werden nach einer Tabelle in Punkte verrechnet“ (S. 4).


Auf die hessischen „Sichtungsverfahren für E-Kader“ (1998: Jahrgänge 1984-1987) sowie auf Test- und Orientierungswerte geht die Quelle ENGEL/PRINZ 1997 näher ein.


Nach Ansicht der Autoren stellt das Basketballspiel u.a. hohe Anforderungen an die „motorische Koordination“ (S. 5). Um der körperlichen Belastung im Basketball gewachsen zu sein, ist eine gute Kondition eine unabdingbare Voraussetzung. Dazu gehören auch „koordinative Fähigkeiten, um die komplexe Technik zu erwerben“ (S. 6).


Die erste Etappe der Nachwuchsförderung und Kaderbildung bildet die Sporterfassung und das allgemeine Grundlagentraining. Hier ist weitgehend sportartübergreifend eine „breite Entwicklung der motorischen Grundeigenschaften wie auch der koordinativen Erfahrungen“ anzustreben (S. 8).


In der Etappe des speziellen Aufbautrainings (E-/D-Kader) wird „neben der Weiterentwicklung der allgemeinen konditionellen und koordinativen Fähigkeiten nunmehr auch zunehmend die technomotorische Entwicklung in der Spezialsportart in den Mittelpunkt des Trainings gerückt“ (S. 8). Bei den Orientierungswerten für Sichtungsinhalte sind neben dem Körpertyp (50%) und den psychischen Fähigkeiten (20%) die motorischen Fähigkeiten (30%) zu berücksichtigen. Innerhalb dieses Sichtungsfaktors „Kondition“ (S. 11) machen die koordinativen Fähigkeiten immerhin 50% aus (Sprungkraft 30%, Schnelligkeit 20%).


Zu den Sichtungsmaßnahmen gehören auch motorische Tests: 20m-Sprint, Weitsprung aus dem Stand, Pendellauf auf dem Volleyballspielfeld, Druck-Paß mit dem Basketball, Dreisprung aus dem Stand, 2-Minuten-Wurf-Test und 10 Freiwürfe (S. 12).


Als Hilfe für die Sichtung der E-Kader sollen Test- und Orientierungswerte der D-Kader (12-15 Jahre) herangezogen werden. Hierbei bilden das Seilspringen (beidbeinig, 2 Versuche, Seil freigestellt, S. 16) und der komplexe 2-Minuten-Wurf-Test (S. 20) Testübungen, in denen koordinativ-konditionelle Belastungsfaktoren dominieren.


Das umfassendste Werk im deutschen Sprachraum für die Nachwuchsförderung jugendlicher Basketballspielerinnen und –spieler ist als Gemeinschaftsproduktion des Deutschen Basketball Bundes (DBB), des WESTDEUTSCHEN BASKETBALL-VERBANDES (WBV) und des Basketball-Verbandes Baden-Württemberg (BBW) erschienen. Die „Rahmentrainingskonzeption für Kinder und Jugendliche im Leistungssport“ wurde für Basketball als Band 9 einer Reihe von 20 Veröffentlichungen einzelner Sportfachverbände im Zuge des nordrhein-westfälischen Landesprogramms „Talentsuche und Talentförderung in Zusammenarbeit von Schule und Verein/Verband“ 1995 herausgegeben. Autoren waren die beiden damaligen DBB-Jugend-Bundestrainer Steven CLAUSS und Stephan WEHNER , BBW-Landestrainer Reiner BRAUN und der DBB-Minireferent Hans NICKLAUS.


Die „in sich geschlossene Nachwuchsförderungskonzeption“ erhebt den Anspruch, „sämtliche Einflußgrößen des Nachwuchsleistungssports Basketball“ zu beschreiben (vgl. LandesSportBund & Kultusministerium des Landes Nordrhein-Westfalen, Hrsg., BRAUN/CLAUSS/ NICKLAUS/WEHNER: Rahmentrainingskonzeption für Kinder und Jugendliche im Leistungssport, Band 9: Basketball. Duisburg/Düsseldorf, 1995, 19).


Bereits zu Anfang wird betont, daß als Eckwerte für die Trainingsplanung und die Trainingsinhalte „der langfristige Leistungsaufbau und die vielseitige sportartgerichtete Grundausbildung“ der Talente gelten sollen (S. 21). „Konkrete Vorgaben und sportwissenschaftlich begründete Empfehlungen für Training und Wettkampf müssen zur Vermeidung einer zu frühen Spezialisierung beitragen, hingegen kann mit der Entwicklung allgemeiner koordinativer Fähigkeiten durch eine vielseitige Grundausbildung nicht früh genug begonnen werden“. Im Mittelpunkt stehen daher die Bemühungen „um ein breitgefächertes Angebot an sportmotorischen Erfahrungen und ein vielseitiges, auf die Zielsportart ausgerichtetes Training unter Einbeziehung sogenannter Ergänzungssportarten“ (S. 22). In diesem Zusammenhang wird auch für eine Änderung des bestehenden Wettkampfsystems der unteren Basketball-Altersklassen – hin zu vielseitigen, kind- und jugendgemäßen Anforderungen – plädiert, bei denen begleitende Sportarten und/oder koordinative/konditionelle Zusatzwettbewerbe als Ergänzung dienen (S. 22/23).


Bezogen auf das allgemeine Anforderungsprofil und die leistungsbestimmenden Merkmale von Basketballspielern erscheint der Faktor „Koordination“ unter den motorischen Grundeigenschaften („konditionelle Voraussetzungen“) und wird im Sinne von DELTOW/HERCHER/KONZAG (1981, 125) neben der „Schnelligkeit“ als Unterbegriff der „koordinativen Fähigkeiten“ verstanden (S. 25/26). Die (führenden) koordinativen Elemente Wahrnehmungsfähigkeit, Antizipationsfähigkeit und Entscheidungsfähigkeit als besondere Qualitäten der „Spielfähigkeit“ werden den „taktisch-kognitiven Fähigkeiten und Fertigkeiten“ zugerechnet (S. 27).


Bei den positionsgebundenen Anforderungsprofilen und den leistungsbestimmenden Merkmalen von internationalen Spitzen-SpielerInnen wird bemerkt, daß diese „sowohl im Angriff als auch in der Verteidigung durch möglichst vielfältige und variabel verfügbare Handlungsmuster in der Lage sein“ sollen, „situationsspezifisch die eigenen Stärken und die Schwächen des Gegners zu erkennen und auszunutzen“ (S. 30). Dabei ist für Aufbau- und kleine Flügelspieler z.B. eine überdurchschnittliche Ballhandling- und Paßfähigkeit vonnöten. Der Aufbauspieler zeichnet sich darüber hinaus durch hervorragende Spielübersicht, Spielverständnis und Spielgestaltungsfähigkeit aus, muß für sich und seine Mitspieler Wurfmöglichkeiten kreieren und Variabilität beim Penetrieren beweisen (S. 30/31). Der große Flügelspieler sollte – bedingt durch seine Rolle als „Brücke zwischen Innen- und Außenspiel einer Mannschaft“ – von seiner Spielfähigkeit her sehr variabel sein und seine Vorteile erkennen und ausnutzen können. Ähnliches gilt für den kleinen Center als Spieler aus der Mittel- oder Nahdistanz (S. 34). Der Center beherrscht die variable Anwendung von Powerwürfen (S. 36). Aus der Zielgröße „Variabilität“ des Spitzenspielers folgert für die Jugendspieler, sie intensiv in ihrer Kreativität zu fördern (S. 52). Bei Sichtungsmaßnahmen für den DBB-C-Kader etwa werden die Spieler aufgrund eines positionsspezifischen Spielerprofils ausgewählt (S. 75).


Für die Bestimmung des Anforderungsprofils anhand von Athletiktestergebnissen sind mit „Pro Sprint“, „Jump & Reach“ und „Seilspringen“ auch Testformen mit höherem koordinativen Anspruch vertreten (S. 37/38), die z.B. auch im Basketball Athletik-Sechskampf bei Bundessichtungsmaßnahmen Verwendung finden (S. 70).


Ausführlich werden innerhalb der Konzeption die „Leitideen zu Training und Wettkampf“ (S. 39-58) vorgestellt. Bei den Zielen des Trainings heißt es, „eine ganzheitliche Basketballausbildung der Kinder und Jugendlichen, die sich insbesondere an der Entwicklung der Spielfähigkeit orientiert“ anzustreben (S. 40). Großer Raum wird dem „Prinzip der Vielseitigkeit“ (S. 41/42) gewidmet, um den vielfältigen Anforderungen einer Spielsportart durch sorgfältige und zielgerichtete Grundausbildung gerecht zu werden. Gerade in den Förderstufen 1 (Micros, bis 9 Jahre, Grundausbildung, Anm. d. Verf.) und 2 (Minis, bis 11 Jahre, Grundlagentraining, Anm. d. Verf.) besitzt dieses Prinzip größte Bedeutung. Das „Erlernen verschiedenster Bewegungsmuster aus möglichst vielen Sportarten fördert in hohem Maße die Ausbildung der koordinativen Fähigkeiten, welche wiederum einen besonders hohen Stellenwert im Sportspiel einnehmen“ (S. 41). Durch die Vielseitigkeit wird auch einem Motivationsverlust bis hin zum „drop-out“ und der Einseitigkeit entgegengewirkt, die bei einer zu frühen Spezialisierung drohen. Wie die Inhalte müssen auch die Methoden in der Ausbildung und im Training alters- und kindgemäß sein. „Trainingsziele im Bereich der … athletisch-koordinativen Grundlagen sollten möglichst durch viele spielerische Übungs- und Wettkampfformen angeboten werden“, wobei die induktive, d.h. erarbeitende Methode Bevorzugung findet (S. 41). Auch wird die Vielseitigkeit bei den Trainingsmitteln, z.B. Beweglichkeits- und Koordinationstraining durch Jazz-Gymnastik, und im Wettkampf propagiert (S. 41).


Neben dem Basketballspiel sollten demnach auch Wettkampfanteile im Bereich der konditionellen und koordinativen Anforderungen vorhanden sein. Dieser Forderung nach einem leistungssportbezogenen Wettkampfprogramm für Kinder und Jugendliche unter den Aspekten der sportartgerichteten Vielseitigkeit kommt u.a. die jährliche BBW-D-Jugendmeisterschaft nach (S. 139-140 und S. 179-188 im Anhang, Anlage V).


Hier wird ein Mehrkampf-Prinzip angewendet, das interdisziplinär durch Wettkämpfe in anderen Sportarten (Schwimmstaffel, Leichtathletik-Vierkampf mit 50m-Pendelstaffel, Weitsprung, 200g-Ballwurf und 2000m-Lauf) und intradisziplinär durch ein Basketball-Turnier (4 Mannschaften, jeder gegen jeden) sowie einen Koordinationstest mit dem Ball (Ballhandling-Umsetzungen zwischen den Beinen/Minute, Korbleger-Test 5x rechts/5x links und einem 2m-Korbwurftest = Aufgaben 2, 3 und 9 des sog. „Siebenhaar-Tests“) belegt ist. Die Ergebnisse des Basketball-Turniers werden für die Endwertung vierfach, der Leichtathletik-Wettkampf zweifach und die Schwimmstaffel sowie der Basketball-Test jeweils einfach gezählt (S. 180-182).


Die zentrale Talentsichtung im DBB erfolgt vor allem bei den Bundesjugendtreffen (BJT), den Bundesjugendlagern (BJL) und den Bundesnachsichtungstreffen (BNT). Als Sichtungskriterien werden Spielbeobachtungen beim Turnier der Landesverbandsauswahlmannschaften unter Berücksichtigung der Ergebnisse des Basketball Athletik-Sechskampfs angewendet (S. 70).


Besonders wichtig für die Beobachtung von Talenten scheinen die Faktoren Lernentwicklung, kognitive Leistungsfähigkeit und Lerngeschwindigkeit. Eine gute Perspektive ist bei hoher und schneller Umsetz- und Lernfähigkeit gegeben (S. 75). Athletische Werte, u.a. die koordinativen Fähigkeiten, ergänzen die Gesamtbeurteilung (S. 76, 81). „Entscheidenden Einfluß bei der Auswahl und Beurteilung von Spielern haben die basketballspezifischen Fähigkeiten und Fertigkeiten“, hier vor allem die Spielfähigkeit (S. 76).


Ziele und Inhalte für den langfristigen Trainingsaufbau von Basketball-Talenten lassen sich der „Übersicht zur Strukturierung“ (S. 84/85) und vor allem den „Differenzierten Rahmentrainingsplänen für die Förderstufen“ (S. 86-109) entnehmen.


In Förderstufe 1 und 2 (FS 1 und 2, Minis, 7-11 Jahre) wird die Entwicklung und intensive Verbesserung der koordinativen Fähigkeiten angestrebt (S. 84/85). Ein weites Spektrum abwechslungsreicher Bewegungsschulung, die spielerische Vermittlung von technischen und gruppentaktischen Grundlagen sowie ein breitgefächertes Übungsangebot zur Förderung der motorischen Grundeigenschaften sind hier neben einem dazu passenden Wettkampfprogramm besonders angezeigt (S. 86). Unter den konditionellen Zielen erscheint auf S. 89 auch der Begriff der „Gewandtheit“: Erlernen und Ausführen von Bewegungsabläufen in der Grobform und deren situative Anwendung in Übungs-, Spiel- und Wettkampfformen, Entwicklung der „Antizipationsfähigkeit“, Schulung des „rhythmischen Gefühls“ und allgemein „Koordinationsübungen“ zählen hier hinzu.


In FS 3 (D-Jugend, 11-13 Jahre) soll die koordinative Ausbildung altersspezifisch fortgeführt werden (S. 84/85). Auch hier steht das Angebot eines breitgefächerten und vielfältigen Bewegungsspektrums im Vordergrund. In verstärktem Maße wird ein Techniktraining durchgeführt. In der Gruppentaktik dominiert die individualtaktische Komponente (S. 90). Die Schulung der motorischen Grundeigenschaften erfolgt vorwiegend unter aerober Belastung, wobei sich die Übergangsperiode (Ende März bis Ende Mai) eines Trainingsjahres besonders zum Betreiben von Ausgleichssportarten wie z.B. Leichtathletik, Badminton, Volleyball, Tennis, Tischtennis, Hockey oder Fußball eignet (S. 45, 83, 91).


Auch auf dieser Stufe soll die „Gewandtheit“ geschult werden: durch die „Anwendung individualtechnischer und –taktischer Fähigkeiten und Fertigkeiten in Gruppen- und Mannschaftstaktik“ (S. 92).


Das Übungsangebot in der D-Jugend wird gegenüber dem Mini-Bereich besonders im technisch-taktischen Bereich erweitert (S. 91). Diese Vorgehensweise kommt den altersspezifischen Bedingungen – d.h. den Wechselbeziehungen zwischen physiologischen, motorischen, psychischen und sozialen Bedingungen – im Mini- und D-Jugendbereich entgegen. In der vorpuberalen Phase (9-11 Jahre) liegt die Verbesserung der koordinativen Fähigkeiten. Die Kinder zeichnen sich hier durch eine hohe motorische Lern-, Steuerungs- und Kombinationsfähigkeit aus (S. 95). Unter „Gewandtheit“ steht hier: „ Anzahl von Bewegungsverbindungen gering, Präzision bei Paß und Wurf kaum vorhanden, Dribbling in der Bewegung vielfach nicht durchführbar, Erlernen von Einzelbewegungen = Voraussetzung zur Ausführung komplexer Übungsformen, Entwicklung von rhythmischem Gefühl und Antizipationsfähigkeit notwendig“ (S. 95).


Eine nützliche Aufgabensammlung aus Übungs-, Spiel- und Wettkampfformen für Minis und D-Jugend findet sich auf den Seiten 159-164, darunter zahlreiche Koordinationsübungen (S. 163).


„Während in D1 (bei den 11-13jährigen, Anm. d. Verf.) die Anteile von Koordinationstraining und basketballspezifischen Techniken noch annähernd gleich sind, müssen im D2 Bereich (13/14-jährige, Anm. d. Verf.) die sportartspezifischen Inhalte mit 70% eindeutig überwiegen“ (S. 97).


In FS 4 (C-Jugend, 13-15 Jahre) wird eine Stabilisierung und ein Ausbau des Bewegungsrepertoires angestrebt (S. 84/85). Basketballspezifische Kriterien stehen im Vordergrund, wobei jedes Techniktraining zugleich auch Koordinationsschulung ist (S. 97) und umgekehrt Koordinationstraining auch weiterhin das Techniklernen vorbereitet (S. 98). Die „Koordination“ erscheint bei den „basketballspezifischen Bewegungsfertigkeiten“ unter den „Fußtechniken“ der „allgemeinen Laufschule“ (S. 101).


Am Ende der C-Jugend wird eine erste rollenspezifische Differenzierung vorgenommen, wobei positionsbezogene Aufgaben einen wichtigen Teil der koordinativen Ausbildung darstellen (S. 98). Detaillierte Zielsetzungen für den Bereich der „Spielfähigkeit“ findet man auf Seite 102, darunter „positions- und situationsangepaßtes Anwenden der erlernten Techniken“ (S. 102).



 


Zusammenfassung – Bewertung – Schlußfolgerungen


Basketball ist seit Jahren bereits ein Trendspiel für Kinder und Jugendliche. Unter den beliebtesten TV-Sportarten rangierte Basketball Ende Mai 1997 hinter Fußball (62%) mit immerhin 50% an zweiter Stelle vor Tennis, Boxen und Motorsport. Gefragt nach den beliebtesten aktiv zu betreibenden Sportarten wählten die 12- bis 19jährigen Jugendlichen im März 1997 das Basketballspiel mit überragenden 70% gar an die Spitze vor Fußball (60%), Inline-Skating (59%) und Streetball mit 56% – wenn man so will, der spaßige Teil des (richtigen) Basketballspiels.


Was macht diese Faszination aus ? Ist es die Fernsehwerbung, die cooles Auftreten, das richtige Outfit, die aufputschende Techno-Music und eine grenzenlose Freiheit der Bewegung suggeriert ? Sind es die Fernsehübertragungen von NBA-Spielen zwischen November und Juni eines Jahres mit den Idolen Jordan, Hill, O’Neal und anderen ? Oder sind es die Auftritte der US-Dream-Teams bei den Olympischen Spielen 1992 und 1996 gewesen ? Vielleicht spielen ja auch die erfolgreichen Vorstellungen von ALBA Berlin und – früher – Bayer 04 Leverkusen auf europäischem Parkett eine kleine Rolle.


Der Arbeit bundesdeutscher Basketball-Vereine vor Ort kommt hierbei wohl weniger Bedeutung zu, obwohl diese gerade im unteren Jugendbereich – vor allem beim männlichen Nachwuchs – sehenswerte Zuwachsraten aufzuweisen haben. Auch die Basketball-Verbände, um deren Konzeptionen es in dieser Untersuchung geht, üben gewiß keine positive Wirkung aus, denkt man an die kläglichen Ergebnisse deutscher Basketball-Nachwuchs-Nationalmannschaften auf der europäischen Bühne in den letzten Jahren.


Trotz großer Faszination des Basketballspiels und begeisterungsfähiger Jugend registrieren wir also eher eine Leistungsstagnation bzw. einen Leistungsrückgang in der Spitze. Warum ?


Möglicherweise schätzen wir die Situation im Nachwuchsbereich falsch ein. Sicher ist, daß die Interessenlage unserer Schülerinnen und Schüler, die demographische Entwicklung im Kinder- und Jugendbereich gegen eine zukünftig breite Basis für ein Nachwuchstrainingssystem sprechen. Verbreitung von Bewegungsarmut, einseitige körperliche Betätigungen, Übergewicht und Bewegungsstörungen, die folglich abnehmende motorische Leistungsfähigkeit, zum Teil massiv unterstützt durch einen Schulsport-Unterricht, der diese Defizite auszugleichen nicht bemüht ist, verändern die Voraussetzungen auch für den Nachwuchsleistungssport Basketball erheblich (vgl. ZIEGLER, 1998, 12).


Welche Maßnahmen ergreifen die Basketball-Verbände und –Vereine, um diesen geänderten Voraussetzungen zu begegnen ?


Das Niveau „perspektivisch bedeutsamer Leistungsvoraussetzungen“ entspricht „nicht den Anforderungen eines künftigen Hochleistungstrainings“, sagen MARTIN/ZIEGLER in ihren „Leipziger Thesen“ (1998, 151). Und sie führen als Ursachen u.a. an „Unzureichende leistungswirksame Trainingsanforderungen im Prozeß des langfristigen Leistungsaufbaus, vor allem bei der Entwicklung technisch-koordinativer, athletisch-konditioneller Leistungsvoraussetzungen; …“ (MARTIN/ZIEGLER, 1998, 151). Diese Aussage trifft den Deutschen Basketball Bund als Spitzenfachverband und seine nachgeordneten Landesverbände.


Die vorliegende Untersuchung fragte nach einem Teilbereich der motorischen Leistungsfähigkeit im Basketball, der Berücksichtigung der Komponente Koordination, u.a. also nach den koordinativen Leistungsvoraussetzungen des Spiels, in verschiedenen deutschen Nachwuchs-Leistungssport-Konzeptionen – quasi nach dem „SOLL-Stand“ der koordinativen Ausbildung im deutschen Nachwuchs-Leistungsbasketball.


Hierzu wurden insgesamt 15 Verbandsdokumente analysiert:




  • sechs Erklärungen bzw. Konzeptionen des Deutschen Sportbundes (DSB) zwischen 1983 und 1997, darunter das gültige Nachwuchs-Leistungssport-Konzept von 1997. Die Quellen des DSB wurden als überfachliche Richtlinien mit Grundsatz- und Vorgabecharakter verstanden.



  • drei Konzeptionen des Spitzenfachverbandes Deutscher Basketball Bund (DBB) zwischen 1993 und 1995



  • sechs Konzeptionen von national erfolgreichen Basketball-Landesverbänden zwischen 1988 und 1998, darunter eine Gemeinschaftsproduktion von DBB, Westdeutschem Basketball-Verband und Basketball-Verband Baden- Württemberg.


Die Aktualität der analysierten Quellen wird dadurch belegt, daß es sich ohne Ausnahme um die zur Zeit gültigen Konzepte handelt.


Ganz allgemein bleibt vorab festzuhalten, daß die vorliegenden Konzepte Aussagen zu grundlegenden sportpolitischen, zu strukturell-organisatorischen wie inhaltlich-konzeptionellen Aspekten des Nachwuchstrainings machen. Verschiedentlich gewinnt man aber den Eindruck, daß Überlegungen etwa zur Förderstruktur, zu Kaderdifferenzierungen, zu Finanzierungsmöglichkeiten und Kooperationen den Kernpunkt bilden und die inhaltlich-konzeptionellen Aussagen – zu diesen gehört das Untersuchungsthema – eine eher marginale Bedeutung besitzen.


Die Untersuchung ging anfangs von fünf Leitfragen (vgl. Seite 1) aus, die nachfolgend zusammenfassend und bewertend beantwortet werden sollen.