Rebound, defensiv
Lehrprobe zur B-Trainerprüfung 1. Defensiv-Rebound 1.1 Sachanalyse
von Sabrina Müller
„It has been said often that the team that controls the boards will probably control the game and this statement will usually hold true.“ John R. Wooden, 1988
Wie J. Wooden in diesem Zitat feststellt, zählt der Rebound zu den bestimmenden Faktoren für den Ausgang eines Spiels. Darüber hinaus ist der Defensivrebound das Kriterium für die Stärke der Teamdefense. Viele Coaches und Spieler arbeiten hart an der Ausbildung ihrer Verteidigung, reduzieren jedoch die Effektivität ihre Bemühungen mit der Ausübung fehlerhafter Techniken und schlechter mentaler Einstellung, die dann zu vielen zweiten und dritten Schussmöglichkeiten führen. Teamdefense kann man einfach verbessern, indem man dem Gegner so oft wie möglich nur eine Wurfmöglichkeit im Angriff bietet.
Das Erlernen des Rebounds erfordert in erster Linie eine gute mentale Vorbereitung des einzelnen Spielers, um dem Spieler die Vorstellung zu nehmen, dass das Rebounden ein Sprungwettbewerb ist. Aus diesem Grund sollten die folgenden Punkte intensiv behandelt werden, bevor man Faktoren wie Sprungkraft, Timing oder Stellungsspiel in den Trainingsplan mit aufnimmt.
Der Spieler sollte voraussetzen, dass jeder Schuss vorbei geht und er somit zu jeder Zeit aggressiv auf seiner Position rebounden muss.
Der Spieler sollte automatisieren, dass er die Hände über Schulterniveau hat, die Finger zeigen an die Decke und die Handflächen richten sich zum Korb, ebenso schnell wie der Schuss genommen wird.
Der Spieler sollte seine ganze Konzentration benutzen, um den Rebound schneller zu bekommen als sein Gegenspieler.
Die körperlichen Aspekte des Defensivrebound beinhalten, dass
der Spieler sich kräftig mit den Beinen abstößt,
er den Ball schnell und kräftig zur Brust bringt. (Als großer Rebounder besteht die Möglichkeit den Ball nicht herunterzureißen sondern aus der Überkopfposition ein- oder beidhändige Überkopfpässe (Outletpass) zur Einleitung des (Schnell-) Angriffs zu geben. (Gerhard J. Schmidt / Steven Claus))
die Ellbogen gespreizt sind und der Ball sich am Körper befindet,
die Handgelenke und die Hände eingerollt werden,
die Landung im Gleichgewicht erfolgt,
der Spieler lernt/weiß wo der Ball nach einem Wurf herunterkommt,
ein guter Rebounder immer versucht, in Ballbesitz zu kommen und nicht den Ball wegtippt,
der Rebounder erkennt, das der Rebound einer der härtesten Seiten des Basketballspiels ist und viel Körperkontakt erfordert.
1.2 Trainingsziele
Die Lernziele dieser Einheit sind
die mentale Einstellung,
die Schulung der Fußarbeit während des Ausboxens,
den Körperkontakt bewusst aufzunehmen,
die Arme immer hochzunehmen,
den Ball sicher zu fangen und zu schützen,
den ersten Pass schnell einzuleiten.
Zur Schulung der genannten Punkte muss zwischen dem (a) Verteidiger am Ballbesitzer, dem (b) Verteidiger einen Passweg weg vom Ballbesitzer und dem (c) Verteidiger auf der Ballgegenseite unterschieden werden.
(a) Als erstes sollen die Reboundgrundlagen am Verteidiger des Ballbesitzers beobachtet werden. Da es heute kaum noch Werfer gibt, die nicht ihrem Wurf nachgehen, muss der Verteidiger sich über seiner Aufgaben bewusst sein. Während des Wurfes muss er versuchen, mit erhobenen Händen den Werfer zu stören und nachdem der Angreifer wieder auf dem Boden ist, mit der rechten Hand an der rechten Schulter des Angreifer Kontakt aufzunehmen. Wenn der Angreifer anfängt sich zum Ball zu bewegen, dreht sich der Verteidiger mit einem front pivot (Sternschritt vorwärts) in den Angreifer hinein und nimmt Körperkontakt auf. Dabei bietet er mit den Beinen und/oder dem Gesäß dem Angreifer Widerstand. Die Beine sind dabei gebeugt und in breiter Fußstellung, die Arme erhoben und die Ellbogen leicht angewinkelt. Ausweichbewegungen des Angreifers werden mit seitlichen Gleitschritten verhindert.
Während der Kontaktaufnahme, des Sternschritts und der Einbehaltung der Innenposition beobachten gute Rebounder das Flugverhalten des Balls und versuchen abzuschätzen, wo der Ball landen wird. Erkennt der Verteidiger, dass der Ball in seine Richtung fliegt, löst er sich vom Angreifer mit beidbeinigen Absprung und versucht den Ball zu fangen. Wenn er den Ball gefangen hat, sollte die Landung stabil sein und der Ball gesichert (Ellbogen nach außen) werden. Aus dieser Position erfolgt ein Sternschritt weg vom Korb, falls sich der Rebounder nicht schon bei der Landung zu einer Seite gedreht hat und ein schneller erster Pass (Outlet) an einen Mitspieler.
(b) Der Verteidiger am Mann ohne Ball auf der Ballseite befindet sich in der Verteidigungsgrundstellung, um den Passweg zu verteidigen. Ist der Wurf erfolgt, nimmt der Verteidiger mit der Rückhand Kontakt auf, um dadurch das Ausblocken einzuleiten. Durch das Verteidigen im Passweg wird der Angreifer immer den Weg zur Grundlinie bevorzugen, so dass er mit einem reverse pivot den Angreifer am besten ausblocken kann. Geht der Angreifer wieder erwarten zur Mitte, ist der Angreifer leichter mit einem front-pivot auszuboxen. Wichtig ist hierbei, dass der Innenfuß des Verteidigers sich hinter dem Angreifer befindet, damit er während des Sternschritts nicht die Innenposition verliert. Die weiteren Schritte sind mit (a) identisch.
(c) Der Verteidiger am Mann auf der Ballgegenseite hat die schwierigste Aufgabe zu lösen. Einerseits steht er durch seine Hilfsposition (Helpside) am weitesten von seinem Angreifer entfernt und andererseits kommt ein Großteil der Bälle auf der Helpside herunter. Das heißt, je besser ein Team Helpside–Defense spielt, desto schwerer ist es, einen Rebound auf der ballfernen Seite zu bekommen. Der wichtigste Punkt ist es, nach dem Wurf Blickkontakt mit dem Angreifer zu haben, sich in seine Richtung zu bewegen und Kontakt mit der Hand aufzunehmen. Bewegt sich der Angreifer in Richtung Korb, um den Ball zu Tippen oder zu Rebounden, blockt ihn der Verteidiger mit einem front-pivot aus.
1.3 Handlungsanweisungen
Die Spieler müssen während des Rebounds immer wieder daran erinnert werden:
„Schaue nicht dem Flug des Balls nach, sondern blocke den Angreifer aus!“
„Jeder Schuss kann ein Rebound sein!“
„Du musst zu jeder Zeit den Ball haben wollen und deshalb eine gute Innenposition erkämpfen!“
„Strecke immer beide Hände nach oben!“
„Verlasse dich während des Schusses nicht auf dein Sprungvermögen und deine Größe, sondern blocke immer deinen Gegner aus!“
„Beschütze den Ball nach dem Rebound!“
„Spiele den Ball konzentriert und schnell als Outlet zu deinem Mitspieler!„
1.4 Methodenwahl
Individuelles Timing und Sprunggrundlagen werden mit der Tip-Übung verbessert und trainiert (Teilmethode).
„Tippen ans Brett oder gegen die Wand“
Der Ball wird 30 Sekunden bzw. 12 Versuche ans Brett getippt und im höchsten Punkt wieder gefangen. Dazu befinden sich die Arme immer in Streckung, der Absprung erfolgt beidbeinig und die Landung stabil. Sind die Spieler schon etwas geübter, kann die Übung auch nur mit der linken oder rechten Hand durchgeführt werden.
Im zweiten Rebound-Drill wird der Schwerpunkt auf die koordinativen und technischen Aspekte gelegt. Dazu wird eine Übungsmethode angewendet, die die individuelle Defensiv-Rebound-Technik trainiert und dem Trainer gute Korrekturmöglichkeiten bietet:
„Hand to shoulder, butt to gut“ – Technik:
Die Ausblockbewegung wird vom Coach vorgestellt und von den Spielern geübt. Dazu bilden die Spieler Paare (als Angreifer und Verteidiger definiert) und stellen sich im Halbkreis auf; der Coach hat den Ball, ruft laut „Schuss“ (Signal zum Ausblocken) und passt den Ball willkürlichen einem Verteidiger nach dem Ausblocken zu.
Fehler: Spieler hat den Ball nicht gefangen, da die Hände sich am Verteidiger befanden, um ihn womöglich festzuhalten
Korrektur: Körperkontakt aufnehmen („butt to gut“) und beide Hände zum Ball strecken.
Im Anschluss wird die Übung im Spiel 1-1 + 1 (der Angreifer hat einen Anspielpartner) mit Schwerpunkt der Korrektur auf Rebounderfolge, im Spiel 2 -2 +1 und 3 – 3 geübt. Dabei wird darauf geachtet, dass die Verteidigung aus der Helpside-Position heraus den Gegenspieler findet und ausblockt!
1.5 Leistungskontrolle
Zur Überwachung der Trainingserfolge bieten sich Übungen mit Wettkampfcharakter an. Sie dienen nicht nur zur Kontrolle für den Trainer, sondern sind gleichzeitig für die meisten Spieler eine positive Motivation im Trainingsalltag. Beispiel:
„Twenty-one tipping game“
Die Spieler bilden Paare (ein Werfer/ein Rebounder). Der Werfer nimmt sieben Würfe außerhalb der Zone, indem er sich in einem Halbkreis um diese herumbewegt. Der Werfer erhält einen Punkt für jeden getroffenen Wurf. Der Rebounder erhält zwei Punkte für jeden erfolgreichen Nachwurf, wobei der Ball vorher nicht auf den Boden fallen darf. Nach sieben Würfen wechseln Werfer und Rebounder die Position. Das Spiel ist beendet, wenn ein Spieler 21 Punkte erreicht hat.
„5 – 5 auf einen Korb“ („make it, take it“)
Defensivrebound: 2 Punkte
Offensivrebound: 3 Punkte
Korb: 1 Punkt
Welche Mannschaft hat zuerst 20 Punkte?
2. Belastungsdynamik
Bedingt durch die begrenzte Wochentrainingszeit, ist es erforderlich in einer Trainingseinheit mehrere Schwerpunkte zu setzen. Dabei darf sich der jeweilige Effekt der einzelnen Übungen nicht gegenseitig aufheben. Das heißt im allgemeinen, dass in der ersten Hälfte der Einheit die Themen Reaktion, Schnelligkeit, Technik- und und Taktiklernen behandelt und im zweiten Teil Schnelligkeitsausdauer, Sprungkraftausdauer und allgemeine Spielausdauer geschult werden (Prinzip der wechselnden Belastung). Die Trainingseinheit sollte folgendermaßen aufgebaut sein:
Allgemeines (spezifisches) Aufwärmen
Das Aufwärmen dient zur physiologischen Einstellung auf die Belastung der Spieler und sollte motivierenden Charakter auf die Lernbereitschaft haben. Es ist außerdem sinnvoll, in das Aufwärmen Elemente der kommenden Schwerpunkte einzubauen.
Koordinative Technikschulung
Technikerlernen sollte nach allgemeinen Erkenntnisse nur im ausgeruhten Zustand stattfinden, da es im ermüdeten Zustand nicht optimal vom Spieler aufgenommen werden kann. Dagegen können bekannte und beherrschte Techniken auch in anstrengenden Belastungsphasen geübt werden. Hier bietet sich der Schwerpunkt 1, Defensiv-Rebound, an.
Schnelligkeitstraining in Kombination mit Taktikschulung
Zur Schulung der Schnelligkeit muss sich der Körper wie bei der Technikschulung im ausgeruhten Zustand befinden, d.h. das zentrale Nervensystem darf nicht ermüdet sein. Das gleiche gilt für die Taktikschulung. Die Kombination von Schnelligkeitstraining und Taktikschulung, wird mit dem zweiten Schwerpunkt, Zonen-Presse, in der zweiten Hälfte der Einheit abgehandelt.
Zwischen den Einheiten 1-3 sollte sich immer ein Erholungsblock zur Auffüllung der Energiereserven befinden.
Ausdauerbelastung (unvollständige Erholung)
Am Ende der Einheit kann man das Prinzip der unvollständigen Erholung benutzen, um die basketballspezifische Belastung im Wettkampf, ohne vollständige Erholung mit geringem Qualitätsverlust weiterzuspielen, zu schulen.