Abgeschickt von Günter am 27 Oktober, 1999 um 09:52:39
Antwort auf: Re: Wieviel Taktik in der D- und C-Jugend? von Martin Steger am 25 Oktober, 1999 um 03:16:31:
Hi Martin,
vergleich es mal mit dem Lernen einer Fremdsprache: kein vernünftiger Lehrer (es gibt aber leider auch jede Menge unvernüftige) vermiitelt zuerst NUR die Vokabeln (=Fundamentals), anschließend die Grammatik (=Vortaktik) und erst danach die flexible und richtige Verwendung in konkreten Sprechsituationen (=Taktik). Jede Vokabel muss in einen sinnvollen Zusammenhang gestellt werden, sowohl grammatikalisch als auch inhaltlich in der jeweiligen Situation.
Wenn ich anfangs nur Vokabeln lerne, kann ich kaum einen vernünftigen Satz produzieren, und auch die Hinzunahme von Grammatikregeln befähigt mich noch nicht, eine vernüftige Auskunft zu geben, wenn mich ein Ausländer auf der Straße nach dem richtigen Weg fragt.
Nur wenn man alle 3 Komponenten sinnvoll verbindet, beherrscht man die Sprache.
Natürlich liegt der Schwerpunkt zunächst auf den Vokabeln, aber ich muss die Schüler auch schon von Anfang an in Situationen bringen, in denen sie aus ihrem vorhandenen Vokabular die richtigen Worte auswählen, sie richtig verknüpfen und an die Gesprächssituation anpassen.
Natürlich darf man mit D-Jugendlichen noch keine komplizierten, starren systeme spielen, die sie in ihrer individuellen Entfaltung hemmen, aber die Fähigkeit, ein 5-5 richtig zu lesen, gegnerische Schwächen und eigene Stärken auszunutzen, also einfach cleverer zu spielen als die Anderen, kann man gar nicht früh genug lernen.
Warum sitzen denn die meisten talentierten A-Jugendlichen bei den Herren erst einmal auf der Bank, selbst wenn sie ihnen technisch und körperlich überlegen sind? Weil sie dem Spiel der Erfahrenen im Kopf noch nicht gewachsen sind!
Ich habe gerade in der Landesliga mit meinen jungen Wilden (Schnitt 20) gegen die alten Knacker (sorry, bin selbst auch einer!) vom TV Langen (Schnitt über 30) verloren, weil die so verdammt clever gespielt haben und wir so verdammt saublöd... obwohl wir technisch, körperlich und konditionell überlegen waren.
Schönen Gruß
Günter