Abgeschickt von Günter am 24 Juni, 1999 um 22:26:48
Antwort auf: Re: Muss ein guter Trainer ein guter Spieler (gewesen) sein? von Gerald Stein am 23 Juni, 1999 um 13:43:22:
Hallo Gerald,
Aus deinen Ausführungen ist zu entnehmen, dass die Leute offensichtlich gar nicht wussten, worauf es den Prüfern ankam! Im Übrigen gibt es beim MTV Kronberg gerade eínen Trainer, der ein fürchterlicher Egozocker ist, aber damit sowohl als Spieler wie auch als Trainer unglaublich erfolgreich ist: Regionalligaaufstieg mit den 1. Herren (Spielertrainer), Landesligaaufstieg mit den 2. Herren (Trainer), DM-Endrunde mit der A-Jugend (Trainer).
Ich finde die Ausschreibung zu den Lehrgängen total überzogen und unausgegoren, ganz abgesehen von den sprachlichen Highlights, wie z.B.:
"Außerdem sind eine Stellungnahme des LV-Lehrwartes sowie der Nachweis überdurchschnittlichen spielpraktischen (Technik / Gruppentaktik / Spielfähigkeit) erforderlich."
Und was ist denn eigentlich überdurchschnittlich? In den meisten Verbänden gibt es 9 oder 10 Ligen, d.h. Landesliganiveau wäre in etwa Durchschnitt. Abgesehen davon kenne ich hervorragende Spieler, die als Trainer absolut ungeeignet sind, weil Ihnen jegliche pädagogische und psychologische Kompetenz fehlt.
Bei B- und A-Lizenzbewerbern wird unterschieden zwischen Leistungssport und Hochleistungssport. Auch dafür gibt es keine klare Definition. Es gibt Thekenmannschaften in der Regionalliga und leistungsorientierte Bezirksligamannschaften. Betreibt meine D-Jugend Leistungssport, weil sie dreimal wöchentlich trainiert?
Vermutlich kann ein Trainer, der erfolgreiche Arbeit mit Minis und D-Jugend leistet, die Aufnahmekriterien gar nicht erfüllen. Vielen engagierten und erfolgreichen Trainertalenten wird hier einafch das Recht auf Weiterbildung verwehrt.
Was ist eigentlich mit Trainern, die einmal hervorragende Spieler waren, aber wegen gesundheitlicher Probleme keine praktische Prüfung mehr absolvieren können (Hüft-, Knie-, Rückenprobleme)?
Ich bin richtig froh, dass ich meine B-Lizenz schon lange habe.
Wie der Name schon sagt, soll eine Ausbildung den Auszubildenden zu etwas befähigen, zu dem er vorher noch nicht in der Lage war. Was macht es für einen Sinn, nur die Leute zu nehmen, die das eigentliche Ausbildungsziel sowieso schon längst erreicht haben. Man fordert ja auch nicht für einen KFZ-Azubi Erfahrungen in der Formel 1. Auch meinen Schülern muss ich das, was ich später prüfe, selbstverständlich erst einmal beibringen.
Ich habe jedenfalls den Eindruck, dass sich hier eine gewisse pseudo-elitäre Trainerclique nur noch ein bisschen elitärer machen will. Das arrogante Verhalten vieler A-Trainer ist nicht nur mir bei Fort- und Ausbildungsveranstaltungen schon des öfteren sauer aufgestoßen. Wenn man dann z.B. miterleben darf, wie einer dieser qualifizierten Kollegen anlässlich einer A/B-Fortbildung einem kompletten Landeskader in nur 30 Minuten einen Jumpshot inclusive katastrophalem Schrittfehler "beibringt", hebt das nicht gerade das Vertrauen in die Ausbildung des DBB.
Bei meiner eigenen B-Ausbildung wurde uns ein Referent zum Thema "Krafttraining" zugemutet, der Tiefsprünge von einem Turnkasten mit einer 50kg-Hantel auf dem Rücken für das Non-plus-ultra hielt. Ein anderer erzählte zum Theam "Motivation" 90 Minuten lang Schwänke aus seiner Trainerlaufbahn. Beide erhielten die B-Lizenz über die Sonderregelung "Antragsteller mit besonderer Qualifikation"!!!
Bei meiner praktischen B-Prüfung hielt mir ein Prüfer, der dafür bekannt ist, dass er 40 Minuten schreiend an der Auslinie steht, vor, mein Stil sei zu ruhig. In der Theorieprüfung wurden zum Teil haarsträubend falsche Fragen gestellt, z.B. "Was ist der Unterschied zwischen Krafttraining und Schnellkrafttraining?" Als ich den Prüfer über den Unsinn dieser Fragestellung aufklärte, wechselte er das Thema...
Es würde dem Trainerwesen sicher gut tun, wenn sich gewisse Leute deutlich weniger wichtig nähmen und die Kirche wieder zurück ins Dorf stellten.