Quivern (war: Re: Boxer und Fechter)


[ Antworten ] [ Ihre Antwort ] [ Forum www.bbcoach.de ]

Abgeschickt von Daniel Urban am 09 Juni, 2000 um 14:36:41

Antwort auf: Re: Boxer und Fechter von Günter am 09 Juni, 2000 um 12:20:43:


[...]

: Zum Thema "Philosophie" (siehe Beiträge weiter unten) beim Quivern: Ich kann das Wort langsam nicht mehr hören. Bei Bewegungsabläufen gibt es ganz klare biomechanische Gründe, warum sie so und nicht anders aussehen müssen, um optimal zu sein.
: Wenn jemand quivert und dabei ständig die Füße vom Boden löst, steht er die meiste Zeit nur auf einem Fuß, und das ist nicht gerade ein optimale Position um auf Angreiferbewegungen reagieren zu können. Ich kann nur auf jede Art von Aktion reagieren, wenn ich im stabilen Gleichgewicht bin und beide Füße auf dem Boden habe. Wenn ich reagiere, ist mein Ziel immer, möglichst schnell wieder in die stabile Position zurück zu kommen. Ich mache also schnelle, kurze Schritte, um die labilen Phasen möglichst kurz zu halten, damit ich nicht auf dem sprichwörtlichen "falschen Fuß" erwischt werde.
: Für irgendwelche "Philosophien" gibt es da überhaupt keinen Spielraum.

Ich weiß zwar nicht, was Du gegen den Begriff "Philosophie" hast, aber ich bin schon der Meinung, daß man nicht davon ausgehen kann, daß es die eine richtige Technik gibt. Was man und wie man trainiert hängt auch bei den Techniken davon ab, welche "Philosophie" man mit ins Training bringt.
So spricht Du zum Beispiel (im Text oben) immer davon, daß der Verteidiger auf den Angreifer reagieren muß. Andere Trainer, wie Carsten (und ich auch immer mehr) vertreten die Philosophie, daß der Verteidiger der Akteur ist. Die Verteidigung muß dem Angriff ihr Spiel aufdrängen. Man darf nicht reagieren, man muß agieren. Ich hoffe, ich habe Carsten jetzt keine falschen Worte in den Mund gelegt.
Diese grundsätzliche andere Auffassung bestimmt m.M. nach auch die Technik in der Defense. Wenn ich der aktive Part bin, dann ist die Chance, daß ich auf dem falschen Fuß erwischt werde viel geringer. Ich kann es mir dann auch erlauben, Techniken zu verwenden, die entsprechend risikoreicher sind.

So weit zum Thema Philosophie, jetzt noch einmal zum Quivern. Ich vertrete nicht die auffassung, daß ein Verteidiger vor dem Spieler die ganze Zeit quivern muß. Aber beim Close-out quivernerweise die letzten paar Dezimeter zu überbrücken, bis man in der richtigen Verteidigungsposition ist, halte ich für in Ordnung. Diese Fortbewegung gleicht den Gleitschritten (oder neuere Philosophie: Push-Steps). Bisher wählte man Quivern um vorwärts zu "gleiten". Einige Trainer (wie Carsten beschrieben hat) sind nun dazu übergegangen, auch vorwärts zu gleiten bzw. Push-Steps auszuführen. Das entspricht dann dem Fechtschritten. Eine andere Technik ist die Rücksprungtechnik, in der der Spieler beim Close-Out und auch bei der Unterzahlverteidigung auf den SPieler zu sprintet und dann kurz vor ihm auf einem Bein wieder in die Rückwärtsbewegung spring, um nicht Überlaufen zu werden. Ich kennen leider keinen Fachbegriff für diese Technik.
Es gibt verschiedene Techniken, alle haben Vorteile und Nachteile, entscheidend ist, auf was man besonders Wert legt und was die Spieler auch umsetzen können. Also wieder Philosophie.

Aber ich glaube, daß die ganze Diskussion schon viel zu abgehoben ist, nur wenige Trainer denken wirkich darüber nach, welche Technik am betsen ist. Die meisten Trainer verwenden die Technik, die sie in ihrer Jugend oder auf ihren Trainerlehrgängen gelernt haben. Und für 90% der Spieler dürfte das auch total ausreichen.

Gruß,

Daniel





Antworten:



Ihre Antwort

Name:
E-Mail:

Subject:

Text:

Optionale URL:
Link Titel:
Optionale Bild-URL:


[ Antworten ] [ Ihre Antwort ] [ Forum www.bbcoach.de ]